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Sicherheit kostet so wenig bei

Ist Gott schwul?

homo.net Info vom 27. Juli 2023
von Webmaster Jan

 

Quinton Ceasar (38) stammt aus Südafrika. Der junge Theologe ist Pfarrer in Ostfriesland.

In seiner Abschlusspredigt auf dem 38. Evangelischen Kirchentag in Nürnberg prangerte er am 11. Juni Rassismus und Ausgrenzung an. Er forderte mehr Engagement beim Klimaschutz, wetterte gegen Rassismus und wandte sich an Menschen, die andere lieber nicht sehen und wahrnehmen wollen. „Es ist leichter, von befreiender Liebe zu predigen, als eine Liebe zu leben, die befreit.“ Dann rief er zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.“

Für diese seine Worte erntete er erwartungsgemäß einen Shitstorm in den unsozialen Medien. Sie sind voll von homophobem Hass und rassistischen Angriffen auf den Pastor. „Queer“ wurde zum Trigger für Rechte und Konservative. Vor allem aus fundamentalistisch-evangelikalen Kreisen wurden die immer gleichen Bibelstellen zitiert, der Untergang der Kultur beklagt und mit Kirchenaustritt gedroht.

Auch vor Caesars Friseur machten die Kritiker nicht halt. Der Schöpfer des Afro-Looks wurde massiv angegriffen, wie schon in den 1960-er und 1970-er Jahren, als lange Haare bei männlichen Jugendlichen den Erwachsenen ein Dorn im Auge waren, ein Zeichen von Respektlosigkeit, Unprofessionalität und mangelnder Hygiene, ein Signal für Unreife und linke Gesinnung.

Damals waren auch Rock 'n' Roll, Beatmusik, Partnertausch und kommunale Lebensgemeinschaften eine Sünde. Liebe unter Männern war nicht nur sündhaft sondern auch ein so scheußliches Vergehen, dass Mann dafür bis zu fünf Jahre ins Gefängnis kommen konnte. In die Hölle kam Mann sowieso. Nicht alle legten diese überholten Ansichten ab.

Eine Dekanin war Schirmherrin des ersten CSD in Pforzheim. Sie verteidigte die Nürnberger Predigt auf dem Pforzheimer CSD. Dafür wurde sie vom theologisch konservativen Bekenntniskreis Baden angegriffen. Dieser forderte in einem Protestschreiben von der badischen Landesbischöfin und dem Landeskirchenrat eine öffentliche Klarstellung:

Der Satz „Gott ist queer“ weise Gott eine oder gar viele sexuelle Identitäten zu. „Und damit ist er mit Sicherheit häretisch. Denn Gott ist kein Mensch. Gott ist nicht Mann und nicht Frau. Gott ist nicht hetero- und nicht homo- und nicht sonstwie-sexuell. Gott ist Gott.“

„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“, ein Gedicht der amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein (1874-1946) aus dem Jahr 1913, war noch übertrieben redundant und tautologisch, aber gewollt und nicht unfreiwillig komisch.

Seit dieser Woche liegt eine Stellungnahme der badischen Landesbischöfin gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur vor. Die Aussage „Gott ist queer“ sei keine Neuformulierung der Gotteslehre. Sie sei im Kontext zu verstehen und richte sich klar gegen die Diskriminierung queerer Menschen im Raum der Kirche:

„Es darf in unserer Kirche keinen Raum für Ausgrenzung und schon gar nicht für hate speech (Hassrede) gegen Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität geben. Wir sind davon überzeugt, dass Gott uns Menschen in Vielfalt geschaffen hat. Diese geschöpfliche Diversität ist kostbar und vulnerabel. Wir stehen uneingeschränkt für eine Kirche und Gesellschaft, in der alle Menschen ihrer Würde gemäß leben und lieben können.“

Ein Gott, dessen Diversität vulnerabel ist? Ich glaube an vieles, aber die Verletzlichkeit seiner Vielfalt ist wohl eher menschlicher Einfalt geschuldet. Offenbar wissen beide Seiten nicht, wovon sie reden.

Pferde glauben, der Gott der Pferde sei ein schwarzer Araberhengst. Emanzipierte Pferde glauben an eine weiße Stute, griechische Pferde haben eine ganze Herde von Göttern in ihrem olympischen Gehege. Auch der Mensch hat sich seine Götter immer nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen, mit Ausnahme der Taube, die auch gerne als Friedenssymbol und in anderen Umständen verwendet wird.

Nein, Gott ist nicht schwul, weil er nicht schwul ist, weil er nicht ist.

Gott ist Gott ist Gott.

Oh Gott
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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