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Schwul. Aber normal ist das nicht.

homo.net Info vom 9. September 2021
von Webmaster Jan

 

Bis heute war es für mich völlig normal, schwul zu sein. Jetzt habe ich aus gegebenem Anlass im Duden nachgeschlagen. Da steht als Bedeutung für normal: „der Norm entsprechend, vorschriftsmäßig“.

Papier ist in Deutschland genormt, Steckdosen und Schrauben auch. Menschen sind es nicht. Die kommen groß und klein daher, hell und dunkel, schwul und hetero, mit allen Zwischengrößen, Farbübergängen und Geschlechtsidentitäten. Gender bezeichnet das subjektive Gefühl eines Menschen, sich als Mann oder Frau oder dazwischen zu erleben. Normal ist das alles nicht, da es für Menschen keine DIN-Norm gibt und keine Vorschriftsmäßigkeit.

„Bist Du noch normal?“. Wer kennt ihn nicht, den saloppen Ausruf des Ärgers über jemanden? Dazu der Duden: „In der veraltenden, wertenden Bedeutung sollte das Wort normal im öffentlichen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden. Das gilt besonders dann, wenn es als Gegensatzwort zu (geistig) behindert oder im Sinne von heterosexuell gemeint ist.“

Im gerade tobenden Wahlkampf wirbt die AfD für „Deutschland. Aber normal.“ Auch klärt sie uns ganz genau auf, was für sie normal ist. Gleich vorweg, Spoiler-Alarm: Wir sind es nicht. Da sollen Männer und Frauen naturgegebene Eigenschaften haben, die sich in einer klassischen Rollenverteilung widerspiegeln. Im Klartext: Die Frau und Mutter gehört an den Herd. Da gibt es die natürliche Form der Partnerschaft und Ehe, die zwischen Mann und Frau. Im Klartext: Zurück in eine Zeit wo Frauen noch kein Wahlrecht hatten, Homosexualität strafbar war und uneheliche Kinder als Bastarde von der Gesellschaft geächtet wurden.

Wer bestimmt die Rollenverteilung in Deutschland? Die Gender-Ideologie der Bundesregierung schwäche die klassische Familie. Auch die Gleichstellung Homosexueller gehe zulasten der klassischen Familie. Klassisch ist für mich Mozart und Beethoven, Goethe und Schiller, Schillerlocken und Zigeunerschnitzel mit gleichnamiger Soße. Die Familie ist es nicht. Zur Familie gehören alle, die enger oder weiter verwand oder verschwägert sind oder miteinander leben. Mit klassisch, natürlich, normal hat das alles rein gar nichts zu tun. „Familie ist da, wo Kinder sind“, ist genau so ein Quatsch.

Alice Weidel (42) ist seit 2017 Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion und Oppositionsführerin im Deutschen Bundestag. Was viele nicht wissen, sie lebt in einer eingetragenen Partnerschaft mit ihrer Frau Sarah Bossard in der Schweiz und zieht dort gemeinsam zwei Adoptivsöhne groß. Die lesbische Spitzenkandidatin der AfD führt ein Leben, welches so gar nicht mit dem Wahlprogramm ihrer Partei übereinstimmt.

Im Jahr 2017 polarisierte sie in den sozialen Medien mit dem Werbespruch: „Ehe für alle, während das Land islamisiert wird?“ Während sie mit ihrer Regenbogenfamilie in der Schweiz lebt, spricht sie sich in Deutschland offen über das Ehe- und Adoptionsverbot von Homosexuellen aus. Jetzt holt sie wohl die Ehe für alle auch in der Schweiz ein. Denn am 26. September, wenn die Deutschen den nächsten Kanzler wählen, stimmen die Schweizer über die Ehe für alle ab.

Ihr Privatleben hält Alice Weidel so gut es geht aus der Öffentlichkeit raus. Das ist ihr gutes Recht. Das macht ihre Politik nicht weniger heuchlerisch und keineswegs richtiger. Das sehen auch viele ihre Freundinnen so. Beim Interview mit der Schweizer „Weltwoche“ weint sie sich aus: „Ich habe fast meinen gesamten Freundeskreis verloren. Die haben alle irgendwann gesagt: Wenn du in einer solchen Partei dabei bist, dann wollen wir nicht mehr mit dir zu tun haben.“

Wenn ihre Kinder in der Schweiz als „Nazis“ gemobbt werden, ist das zutiefst bedauerlich. Aber solche jugendlichen Entgleisungen werden nicht aus der Welt geschafft, durch den vergeblichen Versuch, die eigene Doppelmoral vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Sie gibt selber zu: „Wenn man ehrlich ist, erscheint die AfD auf den ersten Blick natürlich nicht als die erste Adresse, wenn es um die Rechte von Homosexuellen geht.“ Aber ehrlich ist sie nun mal nicht. Ihre Partei stehe „für Recht und Ordnung und für die Bewahrung unserer freiheitlichen westlichen Kultur und Zivilisation“. Davon würden auch Homosexuelle profitieren, da sie auch dem Islam kritisch gegenüber stehe, die Euro-Rettungspolitik ablehne und für sichere Grenzen eintrete.

Nein danke, von solch einer Politik wollen wir nicht profitieren. Daraus zieht niemand einen Nutzen.

Es gab einmal eine Zeit, da war der typische deutsche Mann so blond wie Hitler, so schlank wie Goebbels und so keusch wie Röhm. Die deutsche Frau stand am Herd und dachte verliebt an ihren heldenhaften Mann, ihren tapferen Sohn. 988 Jahre blieben uns von dieser guten alten Zeit erspart.

Die Angst der AfD, „dass da schlechte Menschen nach Europa kommen könnten“, wird vielfach überstrahlt von der Tatsache, dass schon viele schlechte Menschen in Europa da sind. Die Herausforderungen unserer Zukunft werden nicht gemeistert durch Normalität für alle, Burka Verbot in Krabbelstuben und Ausländer raus.

Wenn Deutschland Klimaneutral werden muss, geht das nicht durch Abschaffung von Plastiktüten, klassische Familienpolitik und normales Wirtschaften. Es geht nur, wenn alle gemeinsam anpacken, Inländer und Ausländer, Männer und Frauen, Schwule und Sonstige. Arbeit, Forschung, Wirtschaft und Politik müssen die schier unendliche menschliche Kreativität freisetzen, um das Unmögliche möglich zu machen.

John F. Kennedy (1917 - 1963) hat am 25. Mai 1961 vor dem amerikanischen Kongress konstatiert: „Wir werden noch in diesem Jahrzehnt einen Menschen zum Mond und wieder zurückfahren lassen.“ 1961 galt das bei den technischen Mitteln der damaligen Zeit als völlig unmöglich. In Spitzenzeiten beschäftigte seine Vision 400.000 Menschen, 20.000 Industrieunternehmen profitierten von Aufträgen, dazu das geballte Wissen von Universitäten und der deutschen Luftwaffe. Die Ausgaben von damals 25,4 Milliarden Dollar förderten die Wirtschaft besser als jeder Krieg.

Wo ist der Politiker, der jetzt von den Deutschen mit der gleichen Zivilcourage fordert: „Wir werden noch in diesem Jahrzehnt klimaneutral leben und wirtschaften!“ Dafür braucht es keine Diskriminierung von Minderheiten, keine Ausländerfeindlichkeit, kein Gendersternchen, keine klassische Familie und kein inländisches Flugverbot. Denn wenn erst einmal alle größeren Städte in Deutschland per Shinkansen oder Hyperloop verbunden sind, will sicherlich niemand mehr mit dem Bimmelflugzeug durch die Lüfte fahren wollen.

Nicht auszudenken, wenn 400.000 Arbeitsplätze geschaffen werden und 20.000 Firmen profitieren. Mit 25,4 Milliarden werden wir diesmal wohl nicht ganz hinkommen. Dietmar Bartsch (63), Co-Spitzenkandidat der Linken, hat bei der Bundesregierung mal nachgefragt. Die Bewältigung der Corona-Krise wird die öffentlichen Kassen in diesem und in den nächsten Jahren mit schätzungsweise 1,5 Billionen Euro belasten. Dagegen ist eine Mondlandung und die Klimaneutralität ein Schnäppchen. Packen wir‘s an.

Heute schließe ich wie der Klassiker Goethe im Urfaust.

Mir graut‘s vor dir, Alice
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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