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Schwul sagt man nicht

homo.net Info vom 24. März 2022
von Webmaster Jan

 

Im Unterricht über sexuelle Vielfalt zu sprechen ist in Floridas Grundschulen bald nicht mehr erlaubt. Der Senat von Florida, USA, hat diese Woche ein Gesetz verabschiedet, um schulische Diskussionen über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität für Schüler unter 10 Jahren zu verbieten. Das von den Republikanern unterstützte Gesetz wurde letzten Dienstag verabschiedet und soll Mitte das Jahres in Kraft treten.

Der demokratische Präsident Joe Biden (79) prangerte umgehend die Verabschiedung von „hasserfüllten Gesetzen gegen schutzbedürftige Schüler“ an.

Befürworter wollen die Rechte von Eltern in Bildungsfragen stärken, bis zum Klagerecht gegen nicht konforme Lehrer.

Kritiker befürchten, das Gesetz werde schwule Jugendliche isolieren, ihr Coming-out erschweren oder gar rückgängig machen: marsch, marsch zurück in den Schrank. Aktivisten nennen das Gesetz kurz und treffend das „Dont‘t Say Gay“ Gesetz. Es basiere auf Hass und Diskriminierung.

„Ich habe einen Traum“, hat Martin Luther King Jr. 1963 in seiner berühmten Rede gleich achtmal gesagt. 15-mal benutze er das Wort Neger. Sein Traum von gleichen Rechten ist in etlichen Teilen wahr geworden. Das Wort Neger benutzen wir hingegen nicht mehr.

Schwul war 1963 noch ein massiv beleidigendes Schimpfwort. Das Wort gay gab es nur in der Bedeutung von lustig, fröhlich, heiter, vergnügt, bunt, lebenslustig, unbekümmert und tuntig. Da, wo Schwule gemeint waren, war das Wort auch gemein.

Das ist inzwischen alles anders. Schwul und gay sind gleichberechtigte Synonyme für homosexuell geworden und der Neger ist politisch unkorrekt bis zur Verteufelung des Negerkusses.

Gerade finde ich auf leo.org einen Kommentar von 2008: „Ich übersetze einen Text zur Religionsfreiheit in den USA. Es geht konkret um die Frage, ob christliche Eltern es zulassen müssen, dass ihre Kinder in Staatsschulen ‚gay priorities‘ gelehrt bekommen.“ Unser heutiges Thema ist zwar aktuell, aber nicht neu.

Staatliche Gesetze, die Diskussionen über schwule Themen in Klassenzimmern verbieten oder einschränken, sind in Amerika keine Seltenheit. Diese „No Promo Homo“-Gesetze wurden in den 1970-er und 1980-er Jahren in Folge des damaligen Anti-Homosexuellen-Rechtsaktivismus massenweise verabschiedet.

Etliche dieser Schundgesetze sind seit Langem aufgehoben. In Louisiana, Mississippi, Oklahoma und Texas gibt es sie noch immer. Dort beschränkt sich die Sexualerziehung auch heute noch ausschließlich auf heterosexuelle Aktivitäten.

Das neue Gesetz von Florida erstreckt sich auch auf die soziale Unterstützung und Beratung von Schülern. Es gibt Eltern die Befugnis, Schulen direkt zu verklagen, wenn sie glauben, dass ein Pädagoge gegen das Gesetz verstoßen hat. Die Kosten trägt die Staatskasse.

Besondere Kritik trifft diese vorsätzlich vage Formulierung des Gesetzes. So werden Lehrer und Schüler daran gehindert, ihr Leben auch außerhalb des Klassenzimmers zu besprechen. Seit 2015 können Schwule überall in den USA heiraten. Natürlich haben die auch Kinder. Ab Mitte des Jahres dürfen Lehrer in Florida nicht mehr offen und öffentlich über deren Väter reden, obwohl diese legal verheiratet sind. So weit recht der Schutz der Familie nicht.

Schon vergangenen Monat hatte das Unterhaus von Florida einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Unterricht über Rassismus-Themen als Teil der offiziellen Lehrpläne verbietet.

Die USA waren einmal das Land der Freien. Auf dieses Vorbild für die Welt können wir verzichten. Moralisch steht sich das Land nicht nur mit seinen vielen ungesühnten Angriffskriegen der letzten Jahrzehnte außerhalb der zivilisierten Welt. Jeder kleine Fortschritt an Gleichberechtigung für anders liebende, anders farbige und anders gläubige wird mit massiven republikanischen Angriffen gekontert.

Natürlich sage ich schwul
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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