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Schwule Diplomaten

homo.net Info vom 3. Februar 2022
von Webmaster Jan

 

Die nationale Sicherheit der USA ist ständig in Gefahr, nicht nur durch arabische Flugzeugentführer, die Wolkenkratzer in Bauschutt verwandeln. Viel zu oft fließen Geld- und Datenströme an Amerika vorbei, vermehrt in die Taschen von Chinesen, die muslimische Uiguren, Homosexuelle, Frauen und Infos über Fledermäuse unterdrücken.

2020 übte die US-Aufsichtsbehörden massiven Druck auf die chinesischen Besitzer aus, die schwule Dating App Grindr an amerikanische Investoren zu verkaufen. Die Behörde befürchtete, dass der potenzielle Missbrauch der Daten ein nationales Sicherheitsrisiko darstellen könnte und drohte ansonsten die erfolgreiche App in den USA zu blocken.

Bei der Wahl zwischen Pleite oder 600 Millionen Dollar entschieden sich die Chinesen für den Verkauf. Seither sind die Daten schwuler Cruiser in sicheren, amerikanischen Händen und näher an der NSA. Die Gefahr, dass China rosa Listen von Amerikanern anlegen könnte, ist gebannt. Als Nebeneffekt fließen Geld- und Datenströme jetzt in die richtige, westliche Richtung.

So etwas nennt man Handelskrieg. Den führen Amerikaner mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Während sich die Jugend der Welt in Peking zu sportlichen Spielen versammelt, kämpfen US Diplomaten für Freiheit und Gleichberechtigung. Sie werden den olympischen Winterspielen in Peking fern bleiben. Damit wollen sie ein Zeichen setzen gegen die Unterdrückung der Uiguren, der Demokratiebewegung in Hongkong, der Diskriminierung von Schwulen sowie der Bedrohungen von Taiwan.

Wenige Tage vor der Eröffnung der Spiele sperren die nunmehr amerikanischen Besitzer von Grindr ihre App für Schwule in China. Die Drohung, mit der die US-Aufsichtsbehörde die Chinesen zum Verkauf gezwungen hatten, haben sie damit jetzt ausgeführt. Da inzwischen die Besitzer gewechselt haben, wurde selbstverständlich das Angriffsziel ausgetauscht. Statt in den USA wurde die App für China geblockt.

Viele Zeitungsmeldungen der ganzen Welt verdrehen bei ihrer Berichterstattung die Angriffsrichtung, obwohl fast alle Meldungen sich auf die gleiche Quelle berufen, den renommierten Nachrichtendienst Bloomberg in New York.

Es reicht schon die Schlagzeile von Bloomberg, um alle diese Meldungen als fake zu entlarven: „Gay Dating App Grindr Pulled From Apple App Store in China“. Auf Deutsch heißt das: „Gay Dating-App Grindr aus Apple App Store in China entfernt“.

Apple hat inzwischen bestätigt, dass die amerikanischen Entwickler die App aus dem Store abgezogen haben. Eine Stellungnahme der heterosexuellen Besitzer von Grindr zu den Gründen dafür steht noch aus. Alle anderen schwulen Dating Apps sind nach wie vor ungehindert in China präsent.

Zu viele auch deutsche Medien machen daraus: „Schwule App aus chinesischem App-Store verbannt, gesperrt, blockiert ...“ Das stimmt dann zwar nicht, macht aber im Vorfeld von Olympia viel mehr Sinn, wenn man weiterhin vermuten möchte, dass der chinesische Staat vor Großveranstaltungen gerne aufräumt, besonders auch im Internet.

Ich würde nie behaupten, dass es in China keine Benachteiligung von Schwulen gibt. Von amerikanischen oder europäischen Ländern würde ich das auch nie behaupten. Viele meiner chinesischen Freunde sind ausgewandert, um woanders freier und offen schwul zu leben. Es soll sogar deutsche und amerikanische Schwule geben, die auswandern, weil das schwule Leben anderswo bunter, lustiger, fröhlicher, heiterer, lebenslustiger, schwuler ist als daheim. Alle diese Adjektive sind Übersetzungen für das englische Wort gay.

Die chinesische Regierung verstärkt in letzter Zeit ihre Bemühungen, die Bevölkerung vor schädlichen Inhalten wie Gewalt, Pornografie und Kriminalität zu schützen. Viele andere Länder tun das auch. Eines davon heißt Deutschland, ein anderes Beispiel wären die USA.

Die „Great Firewall of China“ trifft bei homosexuellen Themen häufiger daneben. Chinas Staatsführung findet die Jugend zu verweichlicht. Sie möchte lieber Helden sehen und propagiert traditionelle Vorbilder wie Soldaten, Feuerwehrmänner und Athleten. Die staatliche Fernseh- und Radioverwaltung in Peking hat TV-Sender aufgefordert, keine männlichen Darsteller „mit weiblichem Stil und anderer abnormaler Ästhetik“ zu zeigen.

Doch die modernen Jungs denken nicht daran, traditionellen Gendernormen zu folgen. Sie schwärmen für androgyne koreanische und japanische Popstars, verehren „verweichlichte, feminine“ Schauspieler im Fernsehen, tragen in ihrer Freizeit Unisex-Moden und pfeifen auf die staatlich propagierte Männlichkeit mit muskelbepackten Idolen.

Homosexualität ist seit 1997 legal in China, drei Jahre später als in Deutschland. In den USA standen homosexuelle Handlungen in etlichen Südstaaten bis 2003 unter Strafe. Bis heute haben 16 US Staaten Gesetze gegen Sodomie. Perverse Sexualpraktiken wie Oralverkehr werden auch heute noch mit ein bis 20 Jahren Haft geahndet. Wie sonst würden die USA ihren unangefochtenen Weltrekord von Gefängnisinsassen pro 100.000 Einwohner so erfolgreich verteidigen?

Die schärfste Waffe der Diplomatie - neben Panzerfäusten und Atombomben - ist das zweiseitige Gespräch, nicht die doppelte Zunge. Wenn Präsidenten, Kanzler, Minister und Botschafter ein diplomatisches Großereignis, wie es Olympische Spiele nun mal sind, fern bleiben, ist das eine politische Bankrotterklärung. Wenn Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne) persönliche Gründe für ihr Fernbleiben vorgibt, ist das Arbeitsverweigerung. Wenn der deutsche Botschafter nicht hingeht, sollte er wegen Nutzlosigkeit abberufen werden.

Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) zwei Tage vor der Eröffnungsfeier noch immer nicht weiß, ob oder ob nicht er nach China reisen wird, erkennt auch der unbedarfte Wähler, was wir uns da eingebrockt haben. Im Wahlkampf brillierte er mit stoischem Abwarten, bis seine beiden Gegenkandidaten sich selber demontiert hatten, bis diese die Wahl verloren.

Er führt lückenlos die Politik des Aussitzens seiner Vorgänger Kohl und Merkel fort. Derzeit wartet er geduldig die europäische Einigung in der Frage des Olympia Boykotts ab. Dieser Prozess sei in jeder Hinsicht noch nicht abgeschlossen. Aber bis zum 20. Februar wird sich auch Olaf Scholz endgültig entschieden haben. Da bin ich mir ganz sicher.

Etliche europäische Länder haben sich schon vor den Spielen entschlossen: Ungarns Viktor Orbán (58) fährt. Holland und Dänemark schicken keine diplomatische Delegation nach China, aus Protest gegen die Menschenrechtslage und die harte Coronapolitik in China. Das niederländische Kabinett hat gleichzeitig entschieden, wegen Corona Maßnahmen auch keine Zuschauer aus dem Land zu lassen.

Die Infektionsraten in China sind bedenklich. Letzte Woche wurden in Peking 16 neue Fälle bekannt. Drastischer Lockdown war die Folge. Keiner von uns möchte in einem Land leben, in dem mit brutaler Überwachung der Bevölkerung dem Virus der Garaus gemacht wird. Die Kunst der Politik ist es, Gesundheit UND Freiheit der Bürger unter einen Hut zu bringen. Eine Impfpflicht wäre ein guter Anfang.

Wie wäre es, wenn Deutschland eine Delegation für Peking zusammenstellt, die nur aus islamischen und schwulen Parlamentariern und deren Mitarbeitern besteht? Damit könnten wir ein wahres Zeichen für Freiheit und Menschenrechte setzen.

Die Amis helfen Homosexuellen in China sicherlich nicht mit dem bisher nicht begründeten Abschalten ihrer Dating-App.

Schwule Diplomaten braucht das Land
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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