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Alle Homos sind ...

homo.net Info vom 24. September 2020
von Webmaster Jan

 

Der CDU-Vorsitz-Kandidat Friedrich Merz (64, CDU) wurde im Bild-Politiktalk gefragt, ob er Vorbehalte hätte, wenn heute ein Schwuler Bundeskanzler würde. Klare Antwort: „Nein.“

Die Frage ist erst einmal verwunderlich, da derzeit gar kein Schwuler für das Amt der scheidenden Bundeskanzlerin kandidiert. Auch Neger, Frauen, Ausländer, Arbeitslose, Nichtpolitiker oder Ossis stehen derzeit nicht zur Wahl. Aber nach einem solchen Szenario wurde er nicht gefragt. Bei Schwulem reagiert Merz immer brisant. Das weiß auch die Bildzeitung. Und nach etlichen Nachfragen stimmen endlich alle Antworten Bild gerecht und Merz kann betont lapidar versichern: „Überhaupt kein Thema für mich, klar.“

Rhetorik für Anfänger: „Streiche beim Analysieren einer Rede alle Verneinungen. Wenn jemand sagt: Er wird heute nicht über Krieg reden, folgt eine Rede über den Krieg.“ Klar.

Denn das zwischen diesen beiden Antworten gesagte, bringt seither nicht nur etliche Twitter Accounts zum Glühen, sondern beschäftigt fast alle Medien, etliche schwule und nicht schwule Politiker nebst vielen Schwulenorganisationen. Bild fragt eben gut. Ziel erreicht. Auflage gesteigert. Bild und der angebliche (noch)(nicht) Kanzlerkandidat Merz sind mal wieder in aller Munde.

Obwohl das dazwischen Gesagte inzwischen jeder kennen dürfte, hier noch einmal zur Erinnerung, weil es so schön elegant, platt, eindeutig und gekonnt ist: Auf die Nachfrage, ob das für ihn völlig normal wäre, fügte Merz hinzu: „Über die Frage der sexuellen Orientierung, das geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft - an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht - ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.“

Rums, diese Bombe ist geplatzt. Die Presse und Politiker aller Couleurs haben ihr Fressen und der Shitstorm kann beginnen. Hat Merz doch mal wieder Homosexualität und Pädophilie öffentlich und ohne Not miteinander verknüpft.

Der Pressereferent beim Wirtschaftsrat der CDU e. V. Armin Peter (30) arbeitet nebenberuflich auch für Merz. Er verwahrt sich gegen Kommentare, die in dieser Äußerung eine Gleichsetzung von schwul und pädophil sehen. „Diese Behauptung ist bösartig und schlicht falsch. Friedrich Merz hat gesagt: ‚Die sexuelle Orientierung geht die Öffentlichkeit nichts an, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft‘. Das gilt also für Heteros, Homos und alle anderen.“

Auch Merz versteht die Kritik nicht. Sie sei ein bösartig konstruierter Zusammenhang, der in keiner seiner Äußerungen vorkomme. Die Toleranzgrenze sei „immer überschritten, wenn Kinder betroffen sind“. „Das werde ich so auch in Zukunft sagen, selbst wenn es offenbar dem einen oder anderen nicht gefällt.“

Das er ohne akuten Anlass mal wieder Homosexualität mit Pädophilie und Gesetzesbrechern in Verbindung brachte, stört ihn nicht. „Ich bewerte weder in meinem Arbeitsumfeld noch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis irgend jemanden anhand seiner sexuellen Orientierung. Das ist Privatangelegenheit. In einer liberalen Gesellschaft gibt es unterschiedliche Lebensentwürfe.“

Wie brav er doch ist, der Merz. Seine Anhänger lieben ihn dafür. Um sie und nur um sie geht es. Auf sie zielt dieses Frage und Antwort Spiel. Denn es ist kaum anzunehmen, dass Merz ähnliche Vorbehalte hätte, würde er nach dem Szenario eines Hetero Bundeskanzlers gefragt. Nie hätte er geantwortet: „Das geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft …“ Sein Pressesprecher Peters irrt ganz gewaltig, dass das Gesagte automatisch auch für Heteros und alle anderen gilt. Denn bei Heteros denkt Merz weder an Gesetzesbrecher noch an Kinderschänder.

Nur bei Schwulen denkt er noch immer reflexartig an Pädophilie und strafbare Handlungen. Generalsekretär Lars Klingbeil (42, SPD) kommentierte da etwas zu kurzfristig: „Friedrich möchte aus dem letzten Jahrhundert abgeholt werden.“ Nein, nein, der muss aus dem vorletzten Jahrhundert abgeholt werden. Denn die Strafbarkeit von Homosexualität wurde bereits am 1. Januar 1872 eingeführt. Das letzte Jahrhundert hat diesen Schandparagrafen am 11. Juni 1994 schon wieder abgeschafft. 26 Jahre später hat Merz das wohl noch immer nicht ganz verarbeitet und akzeptiert.

Unser schwuler Juso Chef Kevin Kühnert (31, SPD) verlangt: „Wer gerne Kanzler werden möchte, der sollte eine Sprache sprechen, die in sensiblen Feldern von Antidskriminierung und der Gleichberechtigung aller Menschen keinen Platz für Interpretationen und doppelte Böden lässt. Friedrich Merz beherrscht diese Sprache nicht.“ Bei seinem letzten Satz irrt Kühnert gewaltig. Denn Merz macht genau mit diesen doppeldeutigen Aussagen Wahlkampf.

2001 war Kühnert gerade mal 11 Jahre alt, als sich Klaus „Wowi“ Wowereit (66, SPD) im Wahlkampf um den Berliner Oberbürgermeister als erster Deutscher Spitzenpolitiker outete. Sein Bonmot „Ich bin schwul, und das ist auch gut so“ ist nicht nur für Kevin Kühnert ein vorbildliches, geflügeltes Wort.

Als Wowi gewählt wurde, hat Merz als erstes verkündet: „Solange der Wowereit sich mir nicht nähert, ist mir das egal.“ Zeugt das von liberalen Ansichten des Friedrich Merz? Ganz im Gegenteil. Es beweist, wie brillant der sein rhetorisches Geschäft versteht. Er suggeriert seinen Anhängern, dass alle Schwulen gefährlich sind und ständig anderen Männern ungefragt an die Wäsche gehen. Gleichzeitig nimmt er den Kritikern seiner Homophobie jedweden Wind aus den Segeln, denn es sei im ja egal, was ihm ganz offensichtlich nicht egal ist.

Was viele Kritiker übersehen haben, das Friedrich Merz Interview enthält noch mindestens zwei weitere rhetorisch gekonnte Wahlgeschenke für seine Fans:

Zu den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit in Corona-Zeiten befragt, meinte er: „Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir uns nicht alle daran gewöhnen, dass wir ohne Arbeit leben können. Wir müssen zurück an die Arbeit.“ Das ist nicht nur zynisch, sondern bedient auch rechte Vorurteile, dass Arbeitslose und Kurzarbeiter sowieso nur faules Pack sind.

Dann geht er auch noch auf die Flüchtlinge des abgebrannten Lagers Moria auf Lesbos los: „40 Prozent der Lagerinsassen sind bereits abgelehnte Asylbewerber. Sie sind nicht berechtigt, diese Lager in Richtung Europa zu verlassen.“ Auch das lässt die Herzen der ganz Rechten im Lande höherschlagen.

Sollte er tatsächlich mit den 40 Prozent recht haben, wird niemand den Griechen verwehren, die in ihre Heimat zurückzuschicken. Gehört habe ich davon allerdings noch nichts. Aber alle ethisch denkenden, reichen Europäer müssen sich den bisher nicht abgelehnten ärmsten der armen Flüchtlinge umgehend fürsorglich annehmen. Denn Asyl ist ein Menschenrecht, genau so wie Hilfe für Arbeitslose und das freie Ausleben der eigenen sexuellen Orientierung.

Friedrich mir graut vor dir
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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