Einen Moment...
Die beliebtesten Penisringe auf

Sind Pinguine wirklich schwul?

homo.net Info vom 30. Dezember 2021
von Webmaster Jan

 

Wenn der neuseeländische Autor Lloyd Spencer Davis (67) eines seiner bisher 10 kreativen „Sachbücher“ veröffentlicht, hagelt es Preise. Jetzt ist seine neuste Kreation auch auf Deutsch erschienen. „Das geheime Liebesleben der Pinguine“ erzählt die angeblich bislang unerzählte Geschichte aus dem großen Zeitalter der Polarexpedition.

Dass viele Pinguine schwul sind, hat inzwischen jeder gehört. Deshalb beginnt die „geheime, bisher unerzählte Geschichte“ der Pinguine gleich mit einem rasanten Kapitel über „Homosexualität“. Der „wissenschaftliche“ Autor greift auf gut einer Seite ins Füllhorn der Männerliebe: Unnatürliche, gescheiterte Überlebensstrategie, Marotte und Erfindung der menschlichen Gesellschaft, unaussprechliche Perversion und sicherlich das Letzte, was man in der Natur erwarten würde.

Selbst Charles Darwin (1809 - 1892) wird zu einem Sohn des Viktorianischen Zeitalters (1837 – 1901), obwohl seine bahnbrechende Weltumsegelung (1831 bis 1836) noch vor dieser moralischen Entgleisung menschlichen Daseins schon abgeschlossen war: „‘Das Überleben der Stärkeren‘ meint im Grunde nichts anderes als ‚das Überleben der Potentesten‘“ legt Davis Darwin in den Mund.

Natürlich hat Darwin das so nie gesagt. Diese Umdeutung seiner Worte ist fast nirgends richtig. Bei Pinguinen ist sie besonders falsch. Denn erfolgreich vermehren sich nur die Pärchen, die in perfektem Zusammenspiel brüten. Futter im entfernten Meer besorgen und auf dem Ei stehen, sind nur bei völliger Arbeitsteilung abwechselnd und gemeinsam zu meistern. Wer da wann begattet, ist ziemlich wurscht.

Den Pinguinen ist egal, ob es ihr Ei oder Samen ist, ob Henne und Hahn zusammenarbeiten oder zwei Hähne eine Regenbogenfamilie gründen mit dem gestohlenen Ei der Nachbarin. Davon berichtet Lloyd Spencer Davis nichts. Sind die echten wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 100 Jahre tatsächlich spurlos an ihm vorbeigegangen?

In vielen Zoos der Welt haben männliche Pinguin-Paare inzwischen erfolgreich Küken großgezogen. Aber mit der Verallgemeinerung der Ergebnisse sollten wir außerordentlich vorsichtig sein. Denn im Zoo sind auch viele Pinguine monogam. Wer würde da nicht behaupten wollen: „Keuschheit ist Mangel an Gelegenheit.“ Denn in freier Wildbahn geht man heute davon aus, dass nur etwa 15 % der Pärchen auch im nächsten Jahr wieder gemeinsam brüten.

Erstaunlich, dass das Kapitel „Diebstahl“ im „geheimen Liebesleben der Pinguine“ fehlt. Denn neben Homosexualität gibt es Kapitel über Ehescheidung, Betrug, Untreue, Prostitution, Vergewaltigung, einzeln und in der Gruppe, Nekrophilie, verwaiste Küken schändende Hooligans, Mord und das Lasterleben von Forschern und Pinguinen.

Der Autor regt sich tierisch auf über den Dokumentarfilm „Marsch der Pinguine“ von 2005. Klarer Fall, da werden die süßen Pinguine vermenschlicht. „Am härtesten Ort der Erde findet die Liebe einen Weg.“ Sehr zur Freude der Kirchen werden christliche Familienideale beschworen, Vater, Mutter, Kind, harter Überlebenskampf und selbstverständliches Happy End. Wer wäre da nicht zutiefst gerührt. Die Zuschauer heulen vor Glück und gehen beschwingt heim.

Mit wissenschaftlicher Verhaltensforschung hat der „Marsch der Pinguine“ genau so wenig zu tun wie „Das geheime Liebesleben der Pinguine“. In Film und Buch werden Tiere zu Fabelwesen, die gesellschaftliche Ideale transportieren. Im ersten Fall ist es christliche Familienmoral und im zweiten Fall die Abgründe der menschlichen Gesellschaft, zu denen bei David auch die Homosexualität gehören, selbst wenn er das nicht offen zugeben würde.

Wir lesen lieber den originalen Bericht von Polarforscher George Levick (1876 – 1956): „Antarctic Penguins: A Study of Their Social Habits“. Seit 10 Jahren ist der im Projekt Gutenberg für jedermann zugänglich, leider noch immer nur auf Englisch, dafür aber kostenlos.

Was Levick beschrieb, gehört zu den Heldentaten seiner Zeit. 1910 bis 1913 verbrachte er in der Antarktis. Er war mit der Expedition von Robert Scott (1868-1912) aufgebrochen. Der wollte als erster den Südpol erreichen, kam aber einen Monat zu spät am Südpol an und endete auf dem Rückweg bekanntlich tödlich im damals noch ewigen Eis.

George Levick aber blieb gleich vier Jahre. Zwar ist richtig, dass in seinem Hauptwerk die „brisanten“ Stellen nicht vorkamen, nicht richtig ist, dass er diese nicht veröffentlicht hat. Denn 1915 erschien sein vier Seiten langes Pamphlet über „Sexual habits of the Adélie penguin“ in einer Auflage von 100 Stück.

So erfahren wir, dass das traute Familienleben am Südpol keinesfalls so traulich ist. Pinguin Hennen sind eher darauf bedacht, ihre zwei Eier pro Jahr sorgfältig ausgewählt befruchten zu lassen. Dafür kämpfen sie viele Hennenkämpfe, die wegen der offensichtlichen Verwechselungsgefahr in einer vollständig befrackten Gesellschaft vormals für Hahnenkämpfe gehalten wurden. Von wegen friedliche Frauen und aggressive Männer.

Während es den Hähnen ziemlich wurscht ist, wen oder was sie begatten. Die wissen auch, dass der saloppe Spruch „1.000 Schuss, dann ist Schluss“ sowohl beim Mann als auch beim Hahn falsch ist und beschlafen alles was kommt: Hennen, Hähne, Küken, Lebende und Tote, Willige und Unwillige. Selbst vor Attrappen aus Plüsch machen sie nicht halt und verspritzen Millionen von Samen willig auf das Feld jedweder Liebe.

Aber schwul sind Pinguine im eigentlichen Sinne des Wortes nicht, wie zum Beispiel die Schafe, bei denen sich etwa 10 Prozent der ‚Böcke ausschließlich homosexuell bespringen und weitere 20 Prozent bisexuell sind.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann vögeln sie noch heute.

Frohes Neues Jahr
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

  Schicke Deine Meinung zu diesem Blog an  

Weitere Blogs