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Diese Peniskäfige haben es in sich

Schwul sein macht Spaß

homo.net Info vom 21. April 2022
von Webmaster Jan

 

Vor 50 Jahren, am 29. April 1972, zogen etwa 40 Lesben und Schwule durch die Münsteraner Innenstadt. Passanten, Bürger und Marktfrauen staunten nicht schlecht. Es war das erste Mal in Deutschland, dass sich „Homos raus aus den Löchern“ trauten, um auf ihre gesellschaftliche Ächtung und rechtliche Diskriminierung aufmerksam zu machen. Denn „Schwul sein macht Spaß!“, wie es auf einem der Plakate hieß.

Den Scheidungsrichtern warfen sie „Anstiftung zur Ehe“ vor. Von Schulen forderten sie „Schluß mit den Lügen über Homosexualität“. Die soziale Marktwirtschaft war ihnen nach zwei Jahrzehnten des deutschen Wirtschaftswunders nicht sozial genug: „Brüder & Schwestern warm oder nicht Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht.“

Es war die Zeit, als Franz Josef Strauß (1915 - 1988, CSU) Journalisten für Schmeißfliegen hielt und Deutschland für einen Saustall. Damals verstand man unter politischer Korrektheit noch die Auseinandersetzung mit seinen Gegnern und Parteigenossen mit allen Mitteln, die uns Schrift, Sprache und Gestik zur Verfügung stellt. In einem Interview mit der Zeit vom 27. Februar 1970 sagte Strauß: „Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder.“

Auch dieser wohl berühmteste und meist zitierte schwulenfeindliche Ausspruch wurde als Plakat durch die Straßen getragen: „LIEBER ein KALTER Krieger als ein WARMER Bruder“. Der „Designer“ des Posters hatte wohl die Quellenangabe vergessen. „Strauß“ wurde nachträglich handschriftlich in die rechte obere Ecke gequetscht und in gleicher Farbe Anführungszeichen ergänzt. Auf die Idee, das Zitat umzudrehen, kam man nicht.

Bilder von damals gibt es hier: http://homo.net/news/50-jahre-demo

Am Freitag, dem 29. April 2022, findet im Festsaal des historischen Rathauses in Münster die Jubiläumsfeier statt. Zum Empfang sind alle Teilnehmer der Demo vor 50 Jahren eingeladen. Etliche weilen noch unter uns, allen voran Sexualwissenschaftler und Autor Martin Dannecker (79).

Er war damals schon einer der streitbarsten Kämpfer für schwule Rechte. Nach seiner Meinung war „nicht der Homosexuelle pervers, sondern die Situation, in der er lebt“. Martin Dannecker schrieb 1971 den Text zum gleichnamigen Film von Rosa von Praunheim (79). Sie erzielten mit ihrem provokanten Film national und international beachtliche Wirkung.

Beim Festakt in Münster wird Martin Dannecker einer der Redner sein, neben dem Ministerpräsidenten von NRW und der Bürgermeisterin von Münster. Um allen Interessierten die Teilnahme am Empfang zu ermöglichen, wird es am 29. 4. 2022 ab 17:50 einen Livestream des Festaktes geben:

http://homo.net/news/festakt-livestream

„Tust Du auch so normal, eine Tunte bist du auf jedenfall.“

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Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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