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(K)ein Loch in der Wand

homo.net Info vom 2. November 2023
von Webmaster Jan

 

Wann das erste Glory Hole verwendet wurde, liegt völlig im Dunkeln. Die ersten Glory Holes tauchten wahrscheinlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in einigen Aborten angesehener Londoner Gasthäuser auf. Sie wurden jedoch bald von der „Gesellschaft zur Reform der Manieren“ (1691 - ca. 1730) missbraucht, um schwule Männer nicht zu lieben, sondern zu verfolgen.

Seit den 1970er Jahren hat sich der Begriff in so vielen Ländern durchgesetzt, dass wir heute nicht mehr von einem Anglizismus sondern von einem Internationalismus sprechen.

Internationalismen sind Mittler zwischen den Kulturen und gelten als „Vertreter eines positiven Globalismus auf der Ebene der Wissenschaften und der Moral“. Das passt zum Glory Hole wie die Faust aufs Auge. Denn wenn vom Glory Hole die Rede ist, ist die Moral nie weit.

Den großen Durchbruch und schließlich die Enttabuisierung auch außerhalb der schwulen Szene erlebte das Glory Hole während der Corona-Pandemie. Das Glory Hole wurde als sicherste Methode propagiert, sich beim Sex vor einer Corona-Infektion zu schützen. Inzwischen können auch viele Heten etwas damit anfangen. Aber unmoralisch, skandalös, unsittlich und inakzeptabel ist es für viele immer noch.

Doch Sex zieht immer, und so war es ein gefundenes Fressen für die deutsche Presse, als der Studentische Konvent der Universität Augsburg in der vergangenen Woche einen Antrag zum Bau von drei Glory Holes im Hörsaalzentrum erhielt.

Der Antragstext wurde an zahlreiche Medien verschickt, und noch bevor der Antrag überhaupt diskutiert, beraten und abgelehnt werden konnte, verkündete die Bild-Zeitung schon den Skandal: „Studenten fordern Sex-Löcher an der Uni“ und fragte: „Was sie da wohl studieren wollen?“ Unaufhaltsam rollte eine Medienlawine durch das Land.

Drei Glory Holes sollten eingerichtet werden, barrierefrei, höhenverstellbar, mit Wandgriffen zum Festhalten, dimmbarem Licht, Kniepolstern, Lärm- und Sichtschutz. Auch an Kondome, Lecktücher, Gleit- und Desinfektionsmittel sowie Mülleimer wurde gedacht.

Ein Gloryhole würde zur Diversifizierung des Campus beitragen, denn so könnte Kink auch an der Universität gelebt werden. Die Universität solle sich „als heteronormativitätskritischer Raum verstehen, da Kink als nicht-heteronormative Praxis zu verstehen ist“.

Nach diesem Satz würde jeder normal denkende Journalist an Satire oder gar groben Unfug denken, zumal der Antragstext sowohl sprachlich als auch formal kaum den Schluss zulässt, dass die Antragsteller vor kurzem Abitur gemacht haben könnten. Dem ist leider nicht so, sie meinen es ernst.

Kink bezeichnet eine von der Norm abweichende sexuelle Präferenz. Die Studierendenvertretung fordert daher, dass sich die Universität Augsburg als Raum versteht, der solche nicht-heteronormativen sexuellen Praktiken und Ausdrucksformen akzeptiert und unterstützt. Woke, woker geht‘s nicht.

Sofort empörte sich der Ring Christlich-Demokratischer-Studenten. Der schickte ein Rundschreiben an alle Studenten sowie die Präsidentin der Universität: Glory Holes an einer Universität seien „hochgradig skandalös und inakzeptabel“ und stellten einen schweren Verstoß gegen ethische und moralische Standards dar.

Alle hatten sich zu früh aufgeregt. Nach nur einem Tag war der Spuk vorbei, der Antrag auf Einrichtung von Glory Holes abgelehnt und rechtliche Schritte gegen die öffentliche Verbreitung des Antragstextes in Aussicht gestellt.

Am Mittwoch zitierte die BILD noch einen Mitarbeiter der Uni: „Die Antragsteller sind so woke, die meinen das nicht als Scherz“ und beschrieb die Pläne der Studenten völlig glaubwürdig, plastisch und mit allen Details. Doch schon am Donnerstag verkündete sie: „Diese Loch-Nummer macht die Uni Augsburg zur Lach-Nummer!“ Nein, liebe BILD, schon Euer Artikel vom Mittwoch macht Euch zur Lach-Nummer, statt solchen woken Unsinn einfach zu ignorieren. Und mit Euch alle, die ohne weitere Recherche über das Glory Hole an der Uni Augsburg geschrieben und abgeschrieben haben.

Dennoch wäre die Idee gar nicht so schlecht. Würde sie flächendeckend umgesetzt, wäre der Fachkräftemangel in Deutschland schnell behoben und die Frauen hätten überall die Möglichkeit, ihre volle Emanzipation unter Beweis zu stellen. Keiner von uns würde je behaupten, dass Blasen keinen Spaß macht. Warum sollten emanzipierte Frauen das nicht auch so empfinden?

Wo es tatsächlich Glory Holes gibt, findest Du hier:

https://gay-szene.net/glory.html

(K)ein Loch in der Wand
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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