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Schwules UnWissen

homo.net Info vom 23. März 2023
von Webmaster Jan

 

Wer würde bei dem Wort „Ruanda“ nicht gleich an den Genozid von 1994 denken, an Überbevölkerung und bittere Armut? Die deutsche Wikipedia schreibt „Die Regierung ist sexuellen Minderheiten gegenüber nach wie vor ablehnend eingestellt und droht, diese Ablehnung sogar noch zu verschärfen.“ Es ist zu lesen von fünf bis zehn Jahren Gefängnis und Geldstrafen von bis zu einer Million Ruanda-Franc; bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 200.000 Franc ist das gewaltig viel.

Überlege Dir Deine Antworten gründlich:

1. Wie viele Kinder zwischen 7 und 12 Jahren gehen in Ruanda zur Schule?

weniger als 40 %
etwa 65 %
mehr als 90 %?

Kleiner Tipp: 81 % der Menschen antworten falsch - Affen bringen es auf 66 %.

2. Wie werden Blutkonserven und Medikamente in Ruandas ländliche Gebiete geliefert?

mit dem Motorrad
per Drohne
durch Langläufern

Kleiner Tipp: 65 % der Menschen antworten falsch, fast so viele wie die Affen im Zoo.

3. Für wie viele Jahre kann man in Ruanda für schwulen Sex im Gefängnis verschwinden?

5-10 Jahre
1-2 Jahre
0 Jahre.

Jetzt wirklich erst antworten, erst dann weiterlesen!

Die ersten Fragen stammen von der Webseite gapminder.org. Der schwedische Arzt und Statistiker Hans Rosling (1948 – 2017) hat sie 2005 gegründet, um „die verheerende Ignoranz mit einer faktenbasierten Weltanschauung zu bekämpfen, die jeder verstehen kann.“

„Factfulness“ nennt er die Fähigkeit zu einer realistischen und genauen Sicht auf die Welt - einer Sicht, die auf Fakten und Daten basiert, statt auf Vorurteilen und Stereotypen. Sein gleichnamiges Buch wurde zum internationalen Bestseller.

Mit der praktischen Umsetzung von „Factfulness“ hapert es häufig. Was Wikipedia über Schwule in Ruanda verbreitet, passt so gar nicht ins Bild, das Mike Rober diese Woche in seinem neuesten Video zeichnet:
http://homo.net/news/ThisDroneWillChangeEverything.html

In Ruanda werden Drohnen mit lebenswichtigen Medikamenten 90 Sekunden nach Eingang einer elektronischen Bestellung in den Himmel katapultiert. Mit 100 Kilometern pro Stunde erreichen sie ihr Ziel und kehren dann zentimetergenau heim. In sechs Jahren wurden eine halbe Million Patienten versorgt, etliche Leben gerettet, niemand kam zu Schaden durch autonom fliegende Ungetüme, das auch noch elektrisch, fast lautlos und emissionsfrei.

Würde ich Mike Rober nicht seit Langem als zuverlässige Informationsquelle kennen und schätzen, ich hätte es nicht geglaubt. Nebenbei erfahren wir, dass Ruanda schon vor 15 Jahren Plastiktüten gebannt hat und die Wachstumsrate der Wirtschaft das Vierfache der US-Wirtschaft erreicht, während die Rate der Gewaltkriminalität 15-mal kleiner ist als in den USA.

All das passt so gar nicht zu dem Wikipedia-Bericht über Schwulenverfolgung per Moralgesetz in Ruanda. Ganz schnell klärt sich alles auf: Die bis heute nicht korrigierte Quelle eines queeren deutschen Nachrichten-Portals ist 13 Jahre alt. Sie war schon damals falsch und beschrieb lediglich Pläne für eine Gesetzesverschärfung, die vom Nachbarland Uganda ausgehend auch in Ruanda von der anglikanischen Kirche kurzfristig angestrengt worden waren.

Sie wurden von der Regierung schnellstens ad acta gelegt. Der Justizminister dementierte schon damals Berichte, dass die Regierung beabsichtige, homosexuelle Handlungen zu kriminalisieren. Er sagte ausdrücklich: „Sexuelle Orientierung ist Privatsache, keine staatliche Angelegenheit.“

Gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivitäten sind in Ruanda legal. Das Schutzalter beträgt 18 Jahre für alle, unabhängig von der sexuellen Orientierung und vom Geschlecht.

Ruanda ist eins von 96 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, die 2011 eine Resolution gegen Diskriminierung und für LGBT-Rechte verabschiedet haben. In Zentralafrika, umringt von 20 riesigen Staaten mit den üblen Gesetzen zur Schwulenverfolgung, leuchtet das kleine Ruanda als Beispiel dafür, wie die Macht der Inklusion und Akzeptanz aller Menschen ein Land nachhaltig zum Besseren verändert.

Diese Weltoffenheit bescherte Ruanda eine Ära mit starkem Wirtschaftswachstum, begleitet von einer erheblichen Verbesserung des Lebensstandards. Die Kindersterblichkeit ging um zwei Drittel zurück und nahezu alle Kinder gehen jetzt zur Schule, jedenfalls weit mehr als 90 %. Die starke Konzentration auf einheimische Strategien und Initiativen führte zur erheblichen Verbesserung von Dienstleistungen von allen für alle und fördern die menschliche Entwicklung gewaltig.

Wenn Du „Factfulness“ noch nicht gelesen hast, sollte es eine Deiner nächsten Lektüren sein. Es gibt auch einige TED-Vorträge von Hans Rosling auf YouTube.

Fakten sind geil
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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