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Dem Reinen ist alles rein

homo.net Info vom 23. Mai 2024
von Webmaster Jan

 

In wenigen Wochen beginnt in Weil am Rhein das traditionsreiche Internationale Bläserfestival, das seit letztem Jahr „3-Länder-Stadt Festival“ heißt. Der Kulturamtsleiter befürchtet inzwischen, dass man über die schlüpfrigen Gedanken des Gemeinderates schmunzeln könnte. Ihm sei versichert, wir schmunzeln nicht, wir grinsen.

Für die Umbenennung, die über ein Jahr lang in den lokalen Medien heiß diskutiert wurde, hatte der Kulturchef vor allem zwei Argumente: Der Name „Bläserfestival“ sei wegen seines Umlauts „international nicht verständlich“, und Wörter wie „Blechbläser“ und „Blasmusik“ lösten unsittliche Assoziationen aus.

Das erste Argument dürfte nicht nur die baden-württembergische Landesregierung irritieren, die ihr Bundesland seit Jahren international als „The Länd“ zu vermarkten versucht und ihre Staatsgalerie auf Werbeplakaten - wenn auch nur kurzzeitig - als „The Gällery“ bezeichnete.

Ihr Ministerpräsident Winfried Kretschmann (76, Grüne) hatte sich im Januar 2023 gegen die Gendersprache an Schulen ausgesprochen, obwohl er mindestens im Englischen kreative Rechtschreibung zu bevorzugen scheint. „Es ist schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können.“ Man dürfe es ihnen nicht noch schwerer machen.

Inzwischen hat er das Problem gelöst, alles wird ganz einfach: Dank künstlicher Intelligenz könnten wir in Zukunft getrost auf die Vermittlung von Rechtschreibkenntnissen verzichten und alle so kreativ wie beliebig schreiben lassen. Bei so viel Bildungsdummheit auf höchster Ebene hilft auch die beste KI nicht mehr. Denn um sie zu befragen, braucht es nicht weniger, sondern mehr und vor allem andere, bessere Bildung - und viele Sonderschulen, denn auch Grüne haben ein Recht auf Bildung.

Spätestens wenn der scharfsinnige Beobachter feststellt, dass auch der neue Name nicht frei von fremdenfeindlichem Umlaut ist, dürfte dieses Argument endgültig hinfällig und das zweite Argument der einzig wahre Grund für die Umbenennung sein: Die Weiler und alle, die in ihren Mauern weilen, sollen nicht auf schmutzige Gedanken gebracht werden.

Bar jeder Blasphemie und Anspielung auf Praktiken von Kirchendienern, denkt derjenige, der sich an einem „Bläserfestival“ stört, zweifellos an ein Fellatio-Festival, was allein schon wegen der Alliteration werbetechnisch vorzuziehen wäre und zweifellos ein Vielfaches mehr an Besuchern anziehen würde als Trompete und Flöte Blasende.

Andererseits wäre ein solcher Festivalname in woken Zeiten völlig undenkbar, da die Freunde des Cunnilingus - also alle Heten und Lesben - nicht explizit genannt, sondern nur implizit mitgemeint sind.

Was, wenn die Phallusphantasien von Weil am Rhein Schule machen würden? Wahrscheinlich würde die Forderung nach respektvollem Sprachgebrauch in allen Lebenslagen Blüten treiben, die auf keine Kuhhaut mehr gehen. Gefährlich das, denn die Gefahr einer zoophilen Konnotation liegt hier in der Luft.

Wenn der Sparglbauer jeden Morgen zum Stecher wird, um phallisches Gemüse zu ernten, wenn der Schuster die Schuhe wichst, wenn der Lateinlehrer den dominus und die domina durchnimmt und der Johannes des Nasenbärs nicht proportional mit seiner Nase wächst, dann merken wir schnell, dass es keine sau*bere Sprache gibt.

„Moral ist, wenn man moralisch ist“, dichtete Georg Büchner (1813-1837) im Woyzeck. Denn dem Reinen ist alles rein. Auch am Rhein dem vormals reinen.

Immer rein
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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