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Diese Peniskäfige haben es in sich

Schwule Wissenschaft

homo.net Info vom 15. Dezember 2022
von Webmaster Jan

 

Diese Woche wurden die Nobelpreise für Medizin, Chemie, Physik, Wirtschaft und Literatur feierlich in Stockholm verliehen. Unter den Preisträgern waren auch zwei homosexuelle Laureaten.

989 Personen haben bis heute den Nobelpreis erhalten, davon waren nur 54 Frauen. Noch immer ist die Wissenschaft fest in der Hand von Männern, ja von Hetero-Männern. In der langen Geschichte des Nobelpreises gab es seit 1901 lediglich acht Preisträger, von deren Homosexualität wir wissen. Selma Lagerlöf (1909), Jacinto Benavente (1922), Thomas Mann (1929), Otto Warburg (1931), Jane Addams (1931), André Gide (1947), Patrick White (1973) und Vicente Aleixandre (1977). Keinem von ihnen war es vergönnt, bei der Verleihung offen homosexuell zu handeln.

Von Thomas Mann (1875 - 1955) sind in Briefen, Tagebüchern und Romanen seine homoerotischen Schwärmereien dokumentiert. Er entschied sich jedoch für ein „geordnetes“ Leben mit Frau und sechs Kindern. Am 10. Mai 1933, dem Tag der Bücherverbrennung, wurde er aus dem Münchener Literaturbeirat ausgeschlossen und ging ins Exil.

Ganz anders der Biochemiker Otto Warburg (1883 - 1970). Er lebte über 50 Jahre lang mit seinem „persönlichen Sekretär“ in einer Villa in Berlin-Dahlem zusammen. Sein Privatsekretär besorgte auch den umfangreichen Haushalt, begrüßte die Gäste und begleitete Warburg auf dessen Reisen. Selbst eine anonyme Anzeige wegen § 175 StGB blieb 1943 ohne größere Folgen.

Diese Art von Heimlichkeit schwuler Nobelpreisträger hat sich mit dem Jahr 2022 endlich geändert. Die US-amerikanische Biochemikerin Carolyn Bertozzi (1966) und der schwedische Mediziner Svante Pääbo (1955) hatten beide ihr öffentliches Coming-out vor vielen Jahren.

Svante Pääbo ist Begründer der Paläogenetik. Er hat das Genom des Neandertalers sequenziert. „Seine Entdeckungen haben die Grundlage für die Erforschung dessen geschaffen, was uns Menschen so einzigartig macht“, erklärte die Nobelpreis-Jury.

2014 erschien sein Buch „Die Neandertaler und wir: Meine Suche nach den Urzeit-Genen“. Darin machte Pääbo auch seine Bisexualität zum Thema. Er habe lange angenommen, dass er schwul sei, doch dann habe er sich in den „jungenhaften Charme“ einer US-amerikanischen Primatologin und Genetikerin verliebt. Die beiden sind verheiratet und leben heute mit ihren zwei Kindern in Leipzig.

Die sogenannte Click-Chemie entwickelt Methoden zum zielgerichteten Aufbau von Molekülen. Dafür ging der Nobelpreis für Chemie an drei Wissenschaftler, darunter die Biochemikerin Carolyn Bertozzi. Sie habe die Click-Chemie an lebenden Organismen eingesetzt und in eine neue Dimension geführt.

Einer Fachzeitschrift für Biochemie vertraute sie an: „Im College mit ungefähr 18 Jahren wurde mir bewusst, dass ich gay war. Damals gab es viel Homophobie, es war genau die Zeit, in der die AIDS-Krise so richtig hochkochte.“ Ein Coming-out konnte damals durchaus verhindern, dass man einen Job bekam. Trotzdem engagierte sie sich seither für LGBT-Rechte.

Die Universität von Kalifornien in Berkeley war eine strategisch kluge Wahl. An diesem Ort fand sie ein allgemein unterstützendes Umfeld vor. „Ich weiß von meinen Freunden, die an anderen Orten arbeiten, dass es in den Vereinigten Staaten viele Stigmata für schwule Menschen gab (und gibt). Zumindest haben wir jetzt bürgerliche und gesetzliche Rechte, die uns vor dem Gesetz eine Art Gleichheit verschaffen, aber gelegentliche Homophobie existiert noch immer.“

„Die Leute sind häufig frustriert, wie langsam Veränderung tatsächlich passiert und wie sich Verhaltensweisen kaum zu ändern scheinen abseits von Rhetorik. Die interessante Frage ist: Wie verändern wir etwas? Wie bringen wir unsere Taten dazu, unsere Worte widerzuspiegeln?“

Eine seltene, aber großartige Gelegenheit dazu ist es, als schwuler Wissenschaftler den Nobelpreis zu bekommen. Aber auch jedes andere öffentliche Coming-out, jede sichtbar gelebte Homosexualität ist ein Schritt hin zu einer freien, gleichberechtigten, alle akzeptierenden Gesellschaft.

Sichtbar schwul leben und handeln
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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