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Hoka-Hoka

homo.net Info vom 10. Oktober 2019
von Webmaster Jan

 

Wenn man diese Woche Nachrichten über Homosexualität überfliegt, wird man je nach Temperament ärgerlich oder traurig betrübt. Und die noch immer frommen unter uns beten vielleicht: „Herr, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“

Doppelmoral und Schweigen begünstigen Machtmissbrauch im Vatikan. Segnung homosexueller Paare verstößt kirchenrechtlich gegen katholische Lehren. Die Chinesische Video-App TikTok blockiert nackte und schwule Inhalte. Ein Russe wurde angeblich durch einen Computer schwul und verklagt nun Apple auf Schadensersatz. Schwule Lehrer in Indiana werden gefeuert. In Florida gibt ein Bundesrichter Eltern das Recht zurück, ihre Kinder von Homosexualität zu heilen.

Wie gut, dass es in Dummerstorf bei Rostock das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie gibt. Die beschäftigen sich nicht nur mit der Biodiversität von Kühen, der Gesundheit von Ziegen und dem Genom des Zanders. Auch das Liebesleben von Bonobos wird erforscht. So wird dieser Menschenaffe zum Nutztier für alle oben in den Schlagzeilen genannten. Denn endlich ist es amtlich: Gleichgeschlechtlicher Sex wirkt sich positiv auf das soziale Miteinander aus.

Ein internationales Forscherteam hat mehr als ein Jahr lang Verhaltens- und Hormondaten von erwachsenen Mitgliedern einer wildlebenden Bonobo-Gruppe im Kongo gesammelt.

Die Tribadie ist eine homoerotische Praktik bei der die Geschlechtsteile zum Zweck der Stimulation aneinander gerieben werden. Sie ist besonders bei weiblichen Bonobos zu beobachten. Afrikanische Einheimische bezeichnen die Tribadie bei den Bonobos als Hoka-Hoka. Dieses Verhalten dürfte der Reduktion von Spannungen dienen, den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe stärken und auch die hierarchische Rangstufe anzeigen, da Hoka-Hoka häufiger von rangniedrigeren Tieren begonnen wird.

Schimpansen und Bonobos sind unsere nächsten Verwandten im Tierreich. Sie sind uns in vielen Aspekten erstaunlich ähnlich. Beide Affenarten sind für ihre hohe Bereitschaft zur Kooperation bekannt. Allerdings gibt es zwischen den beiden Arten dabei deutliche Unterschiede: Die Gruppen der Schimpansen werden durch Männchen dominiert, die oft untereinander Allianzen schmieden. Bei den Bonobos ist hingegen mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern angesagt: Weibchen erreichen ebenfalls hohe Dominanz Ränge in der Bonobo-Gemeinschaft.

Die Forscher berichten: In Situationen, bei denen es um die Verteilung von Futter geht, bevorzugen Weibchen Sex mit anderen Weibchen. Nach dem Kontakt bleiben sie oft näher beieinander als Paare verschiedenen Geschlechts. Dies spiegelt sich zudem in der Ausschüttung des Kuschel Hormons Oxytocin wider: Nach den gleichgeschlechtlichen Kontakten steigt der Oxytocin Spiegel im Urin, nicht jedoch nach Sex mit Männchen.

Generell gilt den Beobachtungen zufolge sowohl für gleichgeschlechtlichen als auch für gegengeschlechtlichen Kontakt: Je mehr Sex zwei Individuen miteinander haben, desto häufiger helfen sie einander in Konfliktsituationen. Im letzten Jahrhundert hieß das beim Menschen: „Make love not war“. Aber das ist viele, viele Jahrzehnte her.

Den Forschern zufolge ist die Erforschung des Sozialverhaltens unserer nächsten Verwandten auch im Hinblick auf das Verständnis der Ursprünge der entsprechenden Systeme beim Menschen interessant. Für Menschen bieten Allianzen zwischen Mitgliedern des gleichen Geschlechts viele Vorteile und es gibt zahlreiche Belege dafür, dass solche Bündnisse auch mit sexuellen Interaktionen einhergehen können.

„Unsere Studie zeigt, dass sowohl beim Menschen als auch bei seinem engen Verwandten die Entwicklung des gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens neue Wege zur Förderung eines hohen Maßes an Kooperation eröffnet hat“, sagt so Co-Autorin Liza Moscovice vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf.

Hoka-Hoka auch für Männern,
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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