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...und das ist auch gut so.

homo.net Info vom 17. Juni 2021
von Webmaster Jan

 

Homosexualität ist noch immer ein kontroverses Thema in unserer Gesellschaft. Vor 20 Jahren, am 10. Juni 2001, bekannte sich Klaus Wowereit (67, SPD) auf einem Sonderparteitag der SPD zu seiner Homosexualität. Wowis Vorliebe für Männer sollte im Wahlkampf niemand gegen ihn verwenden können. Kaum eine Woche später wurde er am 16. Juni 2001 zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt.

Der wichtigste Satz in seinem Leben: „Ich bin schwul, und das ist auch gut so“. Der Satz ging um die Welt. Selbst die New York Times berichtete. Natürlich heißt auch seine 2007 veröffentlichte Biografie „...und das ist auch gut so.“

Zum 20-jährigen Jubiläum seines Coming-out stellte Wowereit bei einer Podiumsdiskussion im Berliner Willy-Brandt-Haus fest: „Wir kennen gesellschaftliche Bereiche, wo das absolut noch tabu ist oder ein Killer für die Karriere, ob es der Herrenfußball ist oder ob es die Banker oder die CEOs in den großen Unternehmen sind.“

Für etliche Politiker war er Vorbild, sie sind seinem Beispiel gefolgt. Noch immer sind zu viele unbelehrbar, wie Friedrich Merz (65, CDU) und Annegret Kramp-Karrenbauer (58, CDU), die noch immer jede Gelegenheit nutzen, um in Fettnäpfchen zu treten.

Seine später geäußerte Überzeugung, sogar die Bundesrepublik sei inzwischen reif für einen homosexuellen Kanzler, wurde damals durch eine Umfrage bestätigt: Im September 2007 konnten sich 79 % der Bundesbürger einen schwulen Kanzler vorstellen.

Der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer (49, Grüne), sollte mit seinen gründlichen Analysen, seinem mathematischen Versand und seiner politischen Zivilcourage eigentlich ein Aushängeschild für die Grünen sein. Doch wenn er bei den Grünen meistens bestens recherchierte, brillant formulierte, pointiert vorgetragene Gedanken äußert, die nicht im Trend grünseliger Idyllen mitschwimmen, werden angeblich so tolerante Grüne intolerant bis zur Selbstzerstörung.

Da nutzt es ihm auch nicht, dass seine Politik hoch erfolgreich ist. Grade auch weil er anders denkt, und das ist auch gut so.

Selbst Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (40, Grüne) will den Querkopf aus der Partei schmeißen, statt ihn zu einem ihrer engsten Berater zu machen. Ein Beweis mehr, wie unbedarft sie in juristischen Fragen ist. Die SPD brauchte zum Beispiel über 10 Jahre um Thilo Sarrazin (76, ehemals SPD) aus der Partei zu schmeißen. Das dürfte den Grünen mit einem vorurteilsfreien Andersdenker wie Boris Palmer kaum so schnell gelingen.

Palmer schreibt in seinem Buch „Erst die Fakten, dann die Moral“ ein Kapitel mit der Aufforderung: „Empört euch! Aber werdet nicht intolerant“. Darin hält er vielen Minderheiten den Spiegel vor, auch uns Schwulen. Noch immer sind auch Homosexuelle in vielen Lebensbereichen die besten Feine der Schwulen.

Gegen Ende schreib Palmer in dem Kapitel: „Wenn wir aber feststellen, dass eine Idee oder eine gesellschaftliche Konstruktion das Zusammenleben der Menschen nicht besser, sondern eher konfliktreicher macht, so stehen dem Abbau solcher Spannungen zunächst einmal keine Fakten entgegen. Es spricht rein gar nichts gegen die Vorstellung, dass wir alle Menschen als gleich respektieren und nicht mehr in allerlei Gruppenidentitäten aufteilen, die miteinander in vielfältiger Weise in Konflikten leben. Wir müssen das nur wollen.“

Wir wollen das
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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