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Noch härter und stärker auf

Wie kannst Du es wagen!

homo.net Info vom 26. September 2019
von Webmaster Jan

 

Der luxemburgische Ministerpräsident Xavier Bettel, 46, ist neben dem irischen Premierminister Leo Varadkar und der serbischen Premierministerin Ana Brnabic einer von drei offen homosexuell lebenden Regierungschefs weltweit. Damit sind wir beim Regieren zwar prozentual besser aufgestellt als Frauen, aber noch immer stark unterrepräsentiert.

Xavier Bettel erklärte diese Woche gegenüber den Vereinten Nationen, dass er als offen schwuler Politiker Hassreden nicht akzeptieren könne und dass jeder die Pflicht habe, sie anzufechten.

In der ersten Rede eines offen schwulen Regierungschefs zu LGBT Rechten in den Vereinigten Staaten forderte er die Staats- und Regierungschefs auf, zu verhindern, dass Meinungsfreiheit Schaden anrichte. Das beginne bei den Politikern, gehe aber auch bis zu einem Abend in der Familie oder zum Essen mit Freunden. Hassreden könne man niemals akzeptieren.

Aber, lieber Xavier, Meinungsfreiheit darf nur in ganz extrem seltenen Fällen staatlicherseits verhindert und eingeschränkt werden. Klar, niemand darf „Feuer“ in einem nicht brennenden Theater rufen. Aber nicht weil das eine Lüge ist sondern weil es die öffentliche Sicherheit gefährdet. Ob Soldaten Mörder sind oder nicht, darf jeder meinen wie er will. Der brillante US-amerikanische Systemkritiker Noam Chomsky geht so weit zu fordern, jedem das Recht auf Verbreitung der Auschwitzlüge zu gestatten. Denn es sei völlig unmöglich, die Grenze zu bestimmen, wo Meinungsfreiheit ende.

Die Auschwitzlüge wird auch durch Wiederholung nicht wahrer. Das Klima wird wärmer ob der amerikanische Präsident die Klimakatastrophe leugnet oder nicht. Meinungsfreiheit garantiert aber, dass ein 16jähriges Kind ihm vor der ganzen Welt voller berechtigter Wut „How dare you!“, „Wie kannst Du es wagen!“, entgegenzuschleudern darf.

Homosexuelle Freiheit nimmt weltweit stetig zu. Wie schnell das in einzelnen Ländern geht, hängt überwiegend von drei Faktoren ab: Reichtum, Religion und Freiheit. Wer nur das nötigste zum Leben hat, macht sich kaum Gedanken darüber, ob schwule Rechte eingeschränkt sind oder nicht. Dass Religionen überall Hemmschuhe für gesellschaftlichen Fortschritt sind, beweisen Christen, Juden und Moslems gemeinsam leider nur all zu häufig. Je weniger Macht und Anhänger religiöse Fanatiker haben, desto größer werden auch die Rechte von Minderheiten aller Art.

Allen voran, die Freiheit. Wirklich gelebte Demokratie gibt auf Dauer auch Schwulen alle Rechte. Von der Todesstrafe für Homosexuelle bis zur Ehe für alle sind es viele, viele kleine Schritte, vor, aber leider auch zurück. Fast zeitgleich wurde in Taiwan die Ehe und in Brunei die Todesstrafe für Homosexuelle eingeführt. Jetzt will auch Indonesien zurück in die Steinzeit und sexende Menschen außerhalb der Ehe und Schwule ins Gefängnis stecken. Im Falle Brunei war der internationale Aufschrei von kurzer Dauer. In Indonesien wächst der jugendliche Widerstand derzeit täglich.

Nein, lieber Xavier Bettel, wir brauchen keine Verbote für Hassreden homophober Kreaturen. Wir brauchen größtmögliche Meinungsfreiheit und Menschen mit Zivilcourage die sie nutzen. Früher wurde unsereins als Homo beschimpft. Wie dumm müssen Schwulenhasser sein, die ihre Verachtung für uns damit ausdrücken, dass sie uns als Mensch bezeichnen?

Stolz auf homo.net.

How dare you,
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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