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Kleine Aromas mit großer Wirkung auf

Aus Stephen wird Sir Stephen

homo.net Info vom 2. Januar 2025
von Webmaster Jan

 

Wenn ein höchst kontroverser Intellektueller und Künstler einen Brief von König Charles III. (76) erhält, in dem ihm mitgeteilt wird, dass er demnächst zum Ritter geschlagen werde, stellt sich sofort die Frage: Trotzdem oder weil er so ein Que(e)rdenker ist?

Stephen Fry (67) war „verblüfft und verzaubert“, als er zu Silvester den königlichen Brief für sein Engagement für geistige Gesundheit, Umweltschutz und Wohltätigkeit erhielt.

Ein Termin für die offizielle Zeremonie ist noch nicht bekannt, zu früh also für den Titel „Sir“, den ihm Wikipedia und etliche Medien weltweit bereits verliehen haben. Denn erst nach dem Ritterschlag darf er sich „Sir Stephen“ nennen.

Fry dachte schon als Kind anders. Immer wieder flog er von der Schule, verließ sie schließlich ohne Abschluss. Mit 18 Jahren saß er wegen Kreditkartenbetrugs im Gefängnis. Danach bestand er mit Glanz und Gloria die Aufnahmeprüfung für das College, entdeckte seine Leidenschaft für die Schauspielerei und erwarb seinen Abschluss in englischer Literatur.

Die Erlebnisse aus der Schülerzeit verarbeitete er in seinem erster Roman „Der Lügner“ (1990). Als Schauspieler und Komiker wurde er bald berühmt, über 200 Filme hat er bereits gedreht.

Mitte der 1990er-Jahre nannte er sich selber noch einen „offen zölibatär lebenden Briten“. Kurz drauf lernte er einen Mann kennen, outete sich als schwul und heiratete 20 Jahre später einen Andren.

Bekannt wurde er als erklärter Atheist und Kämpfer gegen organisierte Religionen. Ein Interview im irischen Fernsehen brachte ihm einerseits ein Verfahren wegen Blasphemie, andererseits eine Nominierung für einen religiösen Medienpreis ein: Angesichts so viel von Gott erschaffenem Leid in der Welt müsse Gott doch böse, egoistisch oder verrückt sein. Er, Stephen Fry, könne einen launischen, bösartigen, dummen Gott nicht respektieren.

Alle Harry-Potter-Bücher hat er als Hörbuch eingelesen. Er ist mit dem Oeuvre von J. K. Rowling (59) bestens vertraut. Mit der Erfolgsautorin ist er eng befreundet. Sie gilt als transphob, seit sie 2018 Transfrauen als „Männer in Röcken“ bezeichnete und 2020 in einem Essay ihre skeptische Haltung begründete. Sie befürchtet, dass Männer, die sich als Frauen ausgeben, einen weiteren Freifahrtschein für Gewalt gegen Frauen erhalten könnten.

Seitdem hetzt die britische LGBT-Community nicht nur gegen die Autorin, sondern verurteilt ihren Freund Stephen Fry gleich mit, der sich weigert, ihre transphoben Ansichten zu verurteilen. Wie immer trifft er dabei mit seiner Analyse den Nagel auf den Kopf:

„Ich würde mir wünschen, dass sich beide Seiten zurückziehen und bedenken, dass es möglich ist, dass Transsexuelle ein volles, akzeptiertes Leben in der Gesellschaft führen können, das ihren Vorstellungen entspricht, und dass Frauen alle Rechte und Würde haben, die sie fordern. Aber das ist nicht möglich, wenn jede Seite die andere als Feind betrachtet.“

Kürzlich wurde er gefragt, ob er nach wie vor die queere Wohltätigkeitsorganisation Stonewall unterstütze. Da sei er sich nicht so sicher. Zwar unterstütze er die Bemühungen der Wohltätigkeitsorganisation, etwa die Ehe für alle zu legalisieren, aber er habe „kein Interesse daran, diese aktuelle Welle von Unsinn zu unterstützen“.

Seitdem ist auch er von der Cancel-Culture der selbstgerechten englischen Queers betroffen, die nach dem Motto urteilen: „Jeder darf sich eine eigene Meinung bilden, solange es die meine (und damit die richtige) Meinung ist“. Selbst Stephen Frys explizite Aussage, er wolle zur Transsexualität keine explizite Meinung für oder gegen J. K. Rowling äußern, ist in einer Welt der unsozialen Medien nicht mehr erlaubt.

Die mehr und mehr um sich greifende Cancel-Culture ist das Ende jeder intellektuellen Debatte. Dagegen müssen wir gemeinsam kämpfen, auch auf die Gefahr hin, selbst gecancelt zu werden.

Ich meine, also bin ich
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

 

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