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Schwul oder nicht

homo.net Info vom 12. Dezember 2024
von Webmaster Jan

 

Wenn ein Polizist, ein Cowboy, ein Bauarbeiter, ein Indianer, ein Rocker, ein Soldat oder irgendein anderer junger Mann in einer ihm fremden Stadt unglücklich ist, dann wohnt er im YMCA. Dort haben sie alles, was junge Männer lieben, wenn sie mit all den Jungs abhängen. Denn:

„It‘s fun to stay at the Y.M.C.A.“

Wer kennt sie nicht, die stockschwule Hymne der amerikanischen Musikgruppe Village People aus dem Jahr 1978! Der Song gehört zu mir wie mein Name an der Tür. Vor House, Jungle und Hip Hop, als man noch in jeder Disco mitsingen konnte, fehlte Y.M.C.A. nie. Auch Village-People-Hits wie Macho Man, In the Navy und Go West fungieren bis heute als Schnittstelle zwischen schwuler Kultur und Mainstream.

Noch immer verbreiten die maskulinen Matchotype unvermindert gute Laune, wenn sie singen und tanzen: Denn im YMCA kannst du machen, was du willst.

Nur mit dem Y.M.C.A. kannst Du nicht machen, was Du willst, denn die Tantiemen sind teuer und fließen seit 46 Jahren reichlich in die Taschen der Hinterbliebenen der beiden Komponisten und des noch lebenden Texters. Mit dem schwulen Image der Village People schufen sie den besonderen Partystil, den jeder kennt und alle lieben.

Der bildschöne Franzose Produzent Jacques Morali (1947 - 1991) lebte offen schwul und starb früh an AIDS. Er komponierte den Song zusammen mit seinem Partner Henri Belolo (1936 - 2019). Dieser war heterosexuell und wurde 82 Jahre alt. Der texanische Songwriter und Sänger Victor Willis (73) schrieb den Text. Trotz seiner Drogenexzesse und dem daraus resultierenden Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen erfreut er sich noch immer guter Gesundheit und seiner zweiten Frau, einer Juristin mit Master in Wirtschaftswissenschaften.

Als der ehemalige und zukünftige Präsident Donald Trump (78) immer häufiger Y.M.C.A. für seine Wahlkampfauftritte nutzte, erhielt Willis nach eigenen Angaben über tausend Beschwerden. Da wollte er mit Hilfe seiner Frau dem Wahlkämpfer den Missbrauch seiner teuren Verse untersagen. Doch er unterschätzte den medienerfahrenen Vollprofi Trump gewaltig. Dessen Wahlkampfteam hatte natürlich eine Lizenz für die politische Nutzung erworben. Und so flossen Millionen Dollar in die Taschen der Songwriter.

Trumps Ansätze einer Tanzbewegungen mit geballten Fäusten zum Beat von Y.M.C.A. werden inzwischen von vielen Medienstars imitiert. Schon steigen die Tantiemen, und Y.M.C.A. landet nach 45 Jahren wieder auf Platz 1 der Charts.

Viele andere Künstler untersagten dem politischen Trampel die Verwendung ihrer Werke. Auch Willis wollte sich anschließen. Doch seit die Dollars in seine Richtung fließen, freut er sich plötzlich über den Spaß, den Trump mit seinen Versen hat.

Jetzt gibt es nur noch ein Problem. Donald Trump mag keine Schwulen. Da stört das schwule Image des Songs und muss weg. Willis ist dem designierten Präsidenten inzwischen dankbar, dass der seinen Song verwendet. Jetzt will er „die Medien und andere verklagen, die behaupten, der Song sei eine Schwulenhymne“.

Auch wir haben das 46 Jahre lang fälschlicherweise geglaubt. Doch der Textdichter hatte beim Dichten gänzlich andere Intentionen als eine Christliche Vereinigung Junger Männer. Erst jetzt verrät er uns: „Die wahre Hymne ist der Appell des YMCA an Menschen aller Couleur, auch an den designierten Präsidenten Trump“. Mit schwul habe das nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Mit Verlaub, Willis, Sie sind ein Opportunist, der seine Schwestern und Brüder für Geld verkauft. Das unter Schwulen übliche Du haben Sie verwirkt. Es ist Ihnen hiermit entzogen. Doch die Schwulenhymne Y.M.C.A. werden wir weiterhin in der Disco mitsingen, ob es Ihnen passt oder nicht.

Werden wir jetzt auch verklagt?
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

 

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