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Ecce homo - Sehet den Menschen

homo.net Info vom 19. September 2024
von Webmaster Jan

 

Er will die Schützengräben zuschütten, vermutet in der Religion eine kollektive Neurose und will das Ungarntum nicht über das Christentum gestellt wissen. Pater Andras Hodász (42) wurde durch seinen YouTube-Kanal Papifrankó (super, cool) berühmt.

Von Februar 2019 bis März 2022 spricht er nicht nur über die Sakramente, die Kehrseite der Reformation, gibt Tipps, wie man in die Hölle kommt und antwortet auf die Frage, ob es eine LGBT-Lobby gibt, dass es größere Probleme gäbe.

Mehrfach spricht er über die Heilung von Homosexualität und erregt damit große gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Im September 2022 wird er auf eigenen Wunsch vom ungarischen Papstaspiranten Kardinal Péter Erdő (72) seines Amtes entbunden. Seither arbeitet er in einem Café.

Er outete sich letztes Jahr, am späten Abend vor dem Budapester CSD. Das schlägt ein wie eine Bombe: Ungarns bekanntester katholischer Priester bekennt sich zu seiner Homosexualität. Natürlich hat er die Heilung der Homosexualität, die er einst propagierte, an sich selbst ausprobiert, vergeblich - wie nicht anders zu erwarten war.

In seinem TED-Talk Ecce homo (Seht, ein Mensch) beschreibt er seine eigene Zerrissenheit, seine Fehler, seine Träume. „Wir leben in schwierigen Zeiten und wissen nicht, was uns erwartet. Und doch kommen wir nicht über die einfachsten Dinge hinaus“.

Auch sein neuer YouTube-Kanal Aeternum (Ewigkeit) wird seinem Namen wohl nicht gerecht werden und nicht sehr lange währen. Denn in Ungarn herrscht Krieg gegen LGBT.

Bis 2010 galt Ungarn als eines der gesellschaftlich tolerantesten Länder Osteuropas. Die 1989 gegründete Republik Ungarn suchte zielstrebig den Anschluss die Anbindung an den Westen, arbeitete die Jahre der sowjetischen Unterdrückung auf und ließ internationalen Hilfsorganisationen freie Hand.

Seit Viktor Orbán (61, Fidesz - Ungarischer Bürgerbund) 2010 erneut ungarischer Ministerpräsident ist, entwickelt sich Ungarn in Sachen Menschenrechten immer weiter zurücke. Ungarn ist rechtsradikal, christlich, eingezäunt, weiß und hetero. Als vehementer Verfechter christlicher Werte - oder dessen, was er dafür hält - geht Orbán immer härter gegen Homosexualität vor.

Eine gigantische Propagandamaschinerie vermischt Homosexualität mit Pädophilie, muss also unbedingt jeden Kontakt von Kindern und Jugendlichen mit schwulen Inhalten bekämpfen. Wenn in einem Kinderbuch ein Kind mit zwei Vätern vorkommt, muss es im Buchladen eingeschweißt sein. Sonst könnte ein Kind, das unschuldig darin blättert, auf alle Zeiten verdorben werden. Wer öffentlich über LGBT aufklärt, muss mit drakonischen Strafen rechnen.

Was die Ungarn übersehen: Wenn es Schwulen in einer Gesellschaft schlecht ergeht, geht es auch allen anderen schlecht. Das Bildungssystem leidet, die Lebenserwartung sinkt, der allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert sich deutlich. Dennoch scheinen die Ungarn mit ihrem Möchtegern-Diktator Orbán recht zufrieden zu sein. Bereits fünf Mal haben sie ihn zum Ministerpräsidenten gewählt. Damit ist er derzeit der dienstälteste Regierungschef in der EU.

Die EU hingegen ist mit seinen politischen Alleingängen und seiner homophoben Politik nicht zufrieden. Jetzt hat sie Milliarden an EU-Geldern eingefroren - ein nicht unerheblicher Teil des Staatshaushaltes.

Bei der Wahl seiner Berater in Sachen Homophobie scheint Orbán nicht vom Glück verfolgt zu sein. József Szájer (63) hat die Anti-Homosexuellen-Politik der Fidesz-Partei über Jahre entscheidend mitgeprägt. Er zählt zu den homophoben Urgesteinen der konservativen Fidesz-Partei.

Seine bis dahin verheimlichte Homosexualität wurde schlagartig weltweit bekannt, als er 2020 bei einer wegen Covid nicht gestatteten schwulen Sexparty in Brüssel vergeblich versuchte, über eine Dachrinne einer Polizeikontrolle zu entkommen. Er wurde zum Gespött der LGBT-Szene und die Dachrinne zur Touristenattraktion.

Orbán ließ ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.

Nun wurde auch Gergő Bese (41) von der Opposition als schwul geoutet. Orbáns Vorzeigepfarrer kämpfte mit ihm gemeinsam gegen gleichgeschlechtliche Ehen, hielt flammende Predigten gegen Homosexualität und warnte von der Kanzel herab vor der schwulen Verschwörung aus dem Westen. Besonders heftig attackierte er den ehemaligen Priester András Hodász, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Ihn stellte er immer wieder als Feind der Kirche dar.

Er wurde all seiner Ämter enthoben und wegen seiner früheren Äußerungen in den Medien und seiner Anti-LGBT-Lobbyarbeit heftig kritisiert und offen der Heuchelei bezichtigt. Inzwischen hat er öffentlich Gebeichtet.

Auch ihn ließ Orbán fallen wie eine heiße Kartoffel.

Bleibt mir nur, zu wiederholen, was ich schon vor vier Jahren über den Dachrinnenkletterer József Szájer geschrieben habe: Es ist traurig, dass Gesellschaften für manche so toxisch sein können, dass sie im Kampf gegen sich selbst auch ihren Mitmenschen Schaden zufügen.

Schwule gegen Schwule - nein danke
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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