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Auch schwules Blut rettet Leben

homo.net Info vom 28. Mai 2020
von Webmaster Jan

 

Blut ist knapp. In einigen Bundesländern reichen die Reserven gerade noch für einen Tag aus. Jede Spende zählt. Jeder Spender kann Leben retten, solange er nicht schwul ist. Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) will zwar durchsetzen dass auch Schwule Organe spenden können. Aber von schwulem Blut hält er nichts. Kann es sein, dass er zwar unsere Herzen und Nieren möchte, nicht aber unser Herzblut? Dass nur ein toter Schwuler ein Spenden würdiger Mensch ist?

Die FDP will einfach Leben retten und möchte das Blutspendeverbot für homosexuelle und transgeschlechtliche Menschen abschaffen. Dabei werden sie von den Grünen unterstützt, denn auch sie wollen Diskriminierung bei der Blutspende beenden. Anträge beider Parteien wurde gestern in erster Lesung vom Bundestag an den Gesundheitsausschuss überwiesen.

Alle Parteien sind sich einig, dass die Sicherheit für Blut Empfänger allerhöchste Priorität hat. Aber darum geht es gar nicht. Es geht um Diskriminierung, um Ausgrenzung und beleidigende Herabwürdigung von Schwulen und Transsexuellen durch die Bundesärztekammer.

Dazu reicht ein kurzer Blick in die Richtlinien zur Gewinnung von Blut. Da stehen einem die Haare zu Berge, welche Formulierungen im Jahre 2020 von Ärzten gebraucht werden dürfen, um ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund bestimmte Bevölkerungsgruppen zu diskreditieren.

Gleich sieben Seiten umfasst die Liste der Anforderungen an Spender. Davon nimmt der Schutz der Spender selbst nicht mal eine halbe Seite ein. Eine Seite beschreibt die Ausschlusskriterien bei nachgewiesenen Infektion.

Bemerkenswert, dass schon hier HIV an erster Stelle steht, obwohl andere Infektionen wie Hepatitis C, Syphilis und Malaria sowie der Drogenmissbrauch sicherlich statistisch viel häufiger vorkommen. Wir würden da lieber sehen, wenn nach Alphabet, Häufigkeit, Gefährlichkeit oder schlechter Nachweislage sortiert würde, statt nach den klar vorhandenen Vorurteilen, die bei den folgenden Kriterien für eine Rückstellung offen ausgesprochen werden.

Die Kriterien für eine Rückstellung sind zahlreich. Niemand sollte direkt nach einer Operation, einer Impfung oder Epidemie spenden. Auch „zeitlich begrenzt von der Spende zurückzustellen sind Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten ... birgt, für 12 Monate“.

Vier Gesellschaftsgruppen werden als dazu gehörend aufgelistet: „Heterosexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten“, Prostituierte, „Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben (MSM)“, sowie „transsexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten“. Klammern wir die Sexarbeiter mal aus, bleiben zwei Gruppen übrig, die nur mit sexuellem Risikoverhalten ausgeschlossen werden, und alle Schwule.

Hier geht es nicht um Schutz vor verseuchten Blutkonserven, sondern ausschließlich um Diskreditierung und Diskriminierung von Schwulen und Transsexuellen.

Besondere Kapriolen schlägt die Deutsche Bundesärztekammer bei der „Bewertung sexueller Verhaltensweisen hinsichtlich der Infektionsgefährdung“. Wer sich diesen Schwachsinn vollständig zu Gemüte führen möchte, auf Seite 13 geht es los:

http://homo.net/news/blutspende/

Es wird „Kondomgebrauch“ als Faktor für die Bewertung diskutiert. Und dann steht da der Satz „Daher erscheint es - anders als bei der Prävention von HIV-Infektionen - problematisch, den Kondomgebrauch in die Risikoabschätzung für die Spenderauswahl einzubeziehen.“ Im Klartext: Kondome helfen zwar bei der Prävention von HIV, nicht aber zur Sicherung von Blutspenden.

Ganz besonders schlimm treiben es die Bundesärzte mit den Transsexuellen. „Da sich viele Transsexuelle, die eine vollständige Geschlechtsumwandlung anstreben, beruflich ausgegrenzt und gesellschaftlich diskriminiert fühlen, arbeiten viele als Prostituierte, um auf diese Weise nicht nur den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern auch die Operationskosten zu erwirtschaften.“ Wissen diese Ärzte wirklich nicht, dass heutzutage in Deutschland solche Operationskosten von den Krankenkassen erstattet werden?

Da keine internationalen Statistiken über die Anzahl ihrer Opfer vorliegen, haben die Bundesärzte ihre wissenschaftlichen Recherchen auf eine einzige Seite des Internets verlegt: „Eine einschlägige deutsche Erotik-Webseite, auf der Transsexuelle ihre Dienste bundesweit anbieten, enthält ca. 300 Inserate (Stand April 2011). Die tatsächliche Zahl dürfte höher sein. Unter den hier inserierenden transsexuellen Sexarbeiterinnen befinden sich auffällig viele mit asiatischer oder südamerikanischer Herkunft.“

Dann lassen sie sich noch seitenweise über Zentren der Prostitution weltweit aus um daraus ihre Beurteilung für hiesige Risikogruppen abzugeben. Jeder Politiker, der diesen unwissenschaftlichen Müll gelesen hat, kann eigentlich nur noch zu dem Schluss kommen, diese ganze Bundesärzteschaft vollständig auszutauschen und durch fähige und kompetente Kollegen zu ersetzen.

Seit gestern kann sich kein Politiker mehr herausreden, er hätte es nicht gewusst. Denn Dr. Jens Brandenburg (34, FDP), hat diese Passagen dankenswerterweise in seiner überzeugenden Rede zitiert.

Jede Blutspende wird gebraucht. Wissenschaftliche Gründe für die Ausgrenzung von Schwulen und Transsexuellen gibt es nicht. Sie sind absurd und deshalb soll man sie streichen.

Einfach Leben retten,
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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