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Schwule in Paris
homo.net Info vom 16. August 2024
von Webmaster Jan
Paris war schon immer ein Zufluchtsort für Schwule, wir denken an Oscar Wilde, James Joyce, Jean Cocteau, Benjamin Britten und viele, viele andere. Jetzt hat sich uns Paris wieder von seiner freundlichsten Seite gezeigt:
Die Olympischen Spiele waren für uns ein großer Schritt in Richtung Akzeptanz und Gleichberechtigung. Noch nie war das Verhältnis zwischen Frauen und Männern so ausgeglichen, noch nie haben so viele offen schwule Athleten gezeigt, wie normal unsere Liebe ist, und noch nie haben offen schwule Sportler so viele Medaillen gewonnen.
Die Eröffnungs- und Schlusszeremonien waren durchaus queer geraten. Der Regisseur war schwul, viele Künstler waren schwul, und das Tableau queerer Dragqueens brachte die ewiggestrigen Kirchenmänner zum Schäumen.
Heftige Diskussionen gab es um transsexuelle Athletinnen, allen voran die Boxerinnen Imane Khelif und Lin Yu-Ting. Ihnen wurde aufgrund sexistischer Behauptungen, für die es keine Beweise gibt, sogar das Geschlecht abgesprochen. Diese unsäglichen Diskussionen zeigen, dass wir noch weit von einer für alle befriedigenden Lösung entfernt sind.
Das Thema Transsexualität ist viel zu komplex für einfache Lösungen. Denn die Natur hat es nun einmal so eingerichtet, dass es zwischen den beiden großen Gruppen von Männern und Frauen eine kleine, bunte Minderheit gibt, die so vielgestaltig ist wie keine andere Gruppe in der Gesellschaft.
Wer hier mit einfachen oder einseitigen Lösungen kommt, liegt immer falsch. Auch wenn 98 Prozent der Menschheit eindeutig Mann oder Frau sind, der kleine, aber keineswegs unbedeutende Rest ist es nicht. Hier eine befriedigende Gleichberechtigung für alle zu finden, ist ein Mammutprojekt für die Menschheit. Jede Lösung, die gefunden wird, ist angreifbar, weil im Zweifelsfall nur eine Einzelfalllösung versucht werden kann.
Eine blutige Nase ist kein Gegenargument gegen eine wissenschaftlich und ethisch fundierte, schwere Entscheidung des IOC. Wenn Regeln aufgestellt, Grenzwerte festgelegt werden, gelten diese, ob sie allen passen oder nicht. Wenn die Regeln sich als schlecht erweisen, müssen sie für die Zukunft geändert werden.
Als ich gefragt wurde: „Wie würdest du entscheiden?“, konnte ich nur antworten: Wer sich nicht gründlich mit allen genetischen, hormonellen, sozialen und gesellschaftlichen Aspekten der Transsexualität auseinandergesetzt hat, sollte sich einer eindeutigen Meinung vollständig enthalten. „Ich weiß es (noch) nicht“ ist eine sehr fundierte Antwort.
Bemühen wir uns weiter
Jan
Webmaster
vom homo.net Team