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Das Ende einer Torte
homo.net Info vom 13. Januar 2022
von Webmaster Jan
Der Rechtsstreit um die schwule Torte von Belfast ist zu Ende. Die brisante Aufschrift „Unterstützt schwule Ehe“ ist streng christlich backenden Konditoren in Nordirland endgültig nicht mehr zuzumuten.
Seit 2014 stritt der britische Schwulenaktivist Gareth Lee mit der Bäckerei Ashleys. Er bestellte damals eine Torte für eine Veranstaltung gegen Homophobie. Der Bäcker lehnte die Art der Verzierung ab. Gareth klagte wegen homosexueller Diskriminierung.
Nordirische Gerichte gaben dem Kläger in zwei Instanzen recht. Vor Großbritanniens Oberstem Gerichtshof obsiegte der Konditor. Siehe auch http://homo.net/news/SchwulerKuchen
Das Christliche Institut (CI) ist eine Interessensgruppe der besonderen Art. Im Vereinigten Königreich vertritt es einen fundamentalistischen christlichen Standpunkt, der auf dem Glauben an die biblische Unfehlbarkeit beruht. Das CI hat Kampagnen zu Themen wie Glücksspiel, Abtreibung und Euthanasie geführt. Am bemerkenswertesten aber sind die Aktionen gegen Homosexualität und die Rechte von Schwulen.
Insbesondere finanziell unterstützte das Institut den homophoben Bäcker bei dessen Kampf um die Meinungsfreiheit. Weit über eine halbe Million Pfund war ihnen die Sache wert. Sparen tun kirchliche Kreise nicht, wenn es gegen schwule Sünder geht.
Wie angekündigt, rief Gareth Lee den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) an. Der hat am 6. Januar 2022 die Annahme seiner Beschwerde abgelehnt. Gareth Lee habe vor den nationalen Gerichten keine konkreten und substanziellen Argumente angeführt, inwieweit er durch die Absage in seinen Menschenrechten verletzt worden sei.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg kann von jedem Europäer angerufen werden. Er wacht über die Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) des Europarates. Dem Europarat gehören heute 47 Staaten mit 820 Millionen Bürgern an.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des EGMR verständlich. Der Gerichtshof wäre mit zu vielen Klagen hoffnungslos überfordert. Er beschäftigte sich gar nicht mit der Sache selbst. Trotzdem feiert das Christliche Institut einen angeblichen Sieg des homophoben Bäckers.
Die Entscheidung sei eine „gute Nachricht für die Meinungsfreiheit, gute Nachricht für Christen und gute Nachricht für die McArthurs“. Bereits der Oberste Gerichtshof habe die Rechte der McArthurs auf freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit in diesem Fall bestätigt.
Die gute Nachricht für alle schwulen Beteiligten: Inzwischen wurde längst auch in Nordirland die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Der homophobe Bäcker und seine religiös verblendeten Bundesgenossen konnten durch ihren vehementen und teuren Kampf die Homo-Ehe zwar kurzfristig aufschieben, aber nicht verhindern.
Als 2014 in Großbritannien die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt wurde, lehnte das nordirische Parlament die Legalisierung zum dritten Mal ab. Aber am 22. Oktober 2019 wurde die derzeit größte nordirische Partei einfach überstimmt. Ihr Kampf gegen die Sünden von Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch und Glücksspiel fand ein jähes Ende. Gemeinsam mit der Abtreibung wurde die Ehe für alle auch in Nordirland gesetzlich verankert.
Treulich geführt
Jan
Webmaster
vom homo.net Team