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Das war schwul in 2020

homo.net Info vom 14. Januar 2021
von Webmaster Jan

 

Bis Rosenmontag konnte sich unser schwuler Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) durchaus vorstellen, Kanzler zu werden. Dann schlug er sich ins Lager von Ministerpräsident Armin Laschet (59, CDU) und unterstützt jetzt dessen Versuch, Parteivorsitzender zu werden.

Selbst nach Spahns Rückzug wurde Mitbewerber Friedrich Merz (64, CDU) im Bild-Politiktalk noch gefragt, ob er Vorbehalte hätte gegen einen Schwulen als Bundeskanzler. Statt es bei einem klaren „Nein“ zu belassen, redete sich Merz um Kopf und Kragen. Er bestätigte einmal mehr, dass er bei Schwulen umgehend an Gesetzesbrecher und Kinderschänder denkt. Wer seit Jahrzehnten unbelehrbar so denkt und redet, sollte in Deutschland keine Macht bekommen.

Armin Laschet meinte dazu kurz und knapp: „Es spiele 2020 wirklich keine Rolle mehr, wer wen liebt.“ Er hat wirklich recht.

Auch Mitbewerber Norbert Röttgen (55, CDU) ist nicht unser Freund. Als die Ehe für alle im Bundestag beschlossen wurde, stimmte er dagegen und begründete seine Ablehnung ausgiebig: „Ich habe gegen den Gesetzentwurf gestimmt, weil nach meiner Überzeugung die Ehe zwischen Frau und Mann in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung mit keiner anderen Verantwortungsgemeinschaft vergleichbar ist. Darum stellt das Grundgesetz die Ehe zwischen Frau und Mann unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung. Ich bedaure sehr, dass über dieses bedeutsame Thema durch das gemeinsame Agieren von SPD, Linken und Grünen in einem unwürdigen parlamentarischen Hauruck-Verfahren entschieden worden ist.“

Dieses „Hauruck-Verfahren“ hatte gerade mal 30 Jahre gedauert. Eine doch recht lange Zeit, um im 21. Jahrhundert selbstverständliche Grundrechte gesetzlich zu verankern.

Bei Gesundheitsminister Jens Spahn ging es wesentlich zügiger. Im Februar 2019 stellte er klar: „Homosexualität ist keine Krankheit“ und „der liebe Gott wird sich was dabei gedacht haben.“ Schon 15 Monate später, seit 7. Mai 2020, kommen Homo-Heiler in den Knast, wenn sie es nicht lassen können. Im Gesetzestext gegen Konversionsbehandlungen heißt es dazu kurz, knapp und eindeutig: „Es ist untersagt, für eine Konversionsbehandlung zu werben oder diese anzubieten oder zu vermitteln.“ Wow, was für ein Gesetz!

In Polen und Ungarn wurde 2020 Schwulenhass als Staatsreligion gesellschaftsfähig, mitten in Europa. Die Staatshomophobie wird unterstützt von den rechtsnationalen Regierungsparteien und den Staatsmedien, angetrieben vom polnischen Präsidenten Andrzej Duda (48) und dem Vorsitzenden des Ungarischen Bürgerbundes, Viktor Orbán (57). Polen richtete mehr und mehr LGBT-freie Zonen ein. Ungarn schmiedete ein ganzes Bündel neuer Anti-LGBT-Gesetze, ein Generalschlag gegen homosexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen.

In Polen wurde am 27. Juni 2020 die Kampagne „Stoppt Pädophilie“ vom Kollektiv „Stoppt Unsinn“ nachhaltig gestoppt. In Brüssel trat der ungarische Europa-Abgeordnete József Szájer (59) zurück, weil er bei einer schwulen Orgie von der Polizei aufgegriffen wurde. Jetzt hat auch sein Kampf ein Ende, das Leben von Schulen in Ungarn so unglücklich wie möglich zu machen. Widerlich ist es, wenn heimlich schwule Menschen anderen Schwulen das Leben nachhaltig versauern, nur weil sie mit ihrer eigenen Sexualität nicht zurechtkommen.

Verstöße gegen den Rechtsstaat sollen künftig in der EU finanzielle Folgen haben. Die Vergabe von EU-Mitteln wurde an die Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien in den Empfängerstaaten geknüpft. Polen und Ungarn hatten mit ihrem Veto die Verabschiedung des Europahaushaltes lange blockiert. Aber die anderen EU-Länder haben den Rechtsstaatsmechanismus durchgesetzt. Ob das mithilft, auch in Polen und Ungarn selbstverständliche Grundrechte für Schwule durchzusetzen, bleibt abzuwarten.

2020 ist der Musikwissenschaft der eindeutige Beweis gelungen, dass der polnisch-französische Komponist Frédéric Chopin Männer statt Frauen liebte. In Polen wird er als Nationalheld vergöttert. Jetzt haben die homophoben Polen einen schwulen Nationalhelden. Er sei ihnen gegönnt.

Der Bäckerjunge wurde 2020 im Duden gestrichen. Die Geschichte hat ihn endgültig arbeitslos gemacht. 3.000 neue Wörter gibt es seit letztem Jahr im Duden, darunter auch Cisgender, Regenbogenfamilien und Gendersternchen. Endlose, unfruchtbare Diskussionen um das Gendern sind mitschuldig daran, dass es das Gendersternchen letztendlich doch in den Duden geschafft hat. 2018 wurde es noch ausdrücklich abgelehnt. Ein gesellschaftlicher Fortschritt ist diese Sprachverhunzung sicher nicht.

The Amazing Randi, der kanadisch - amerikanische Zauberkünstler, Autor und wissenschaftliche Skeptiker James Randi (1928 - 2020) starb im Alter von 82 Jahren. Sein Leben und Tod hat mich nachhaltig beschäftigt. Nach seiner Bühnenkarriere als Zauberkünstler war er dem Unfug auf der Spur. Er kämpfte bis zum letzten Atemzug gegen alle, die mit Zaubertricks Menschen betrügen. Er entlarvte Glaubensheiler, Homöopathie und Telepathie, paranormale Medien und christliche Wunderprediger mit direktem Draht zu Jesus.

Als häufiger Gast der Tonight Show mit Johnny Carson hat er nicht nur Uri Geller (73), sondern auch den betrügerischen Glaubensheiler Peter Popoff (74) live in der Sendung demaskiert. Eine Million Dollar setzte er vor 30 Jahren als Preis aus für jeden, der unter Testbedingungen Beweise für paranormale, übernatürliche oder okkulte Kräfte oder Ereignisse nachweisen konnten. Der Preis wurde bis zu seinem Tod nicht abgeholt.

Die erstaunlichste Erkenntnis seines Lebens aber war, dass all diese Enthüllungen kaum etwas bei den Anhängern des Paranormalen bewirkten. Uri Gellers Karriere startete nach der vernichtenden Niederlage in der Johnny Carson Show erst richtig durch und Peter Popoff ließ einfach den Radiokontakt zu Gott weg. Das Publikum war auch mit billigeren Tricks vollauf zufrieden.

Wer einmal mal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Das ist lange her. Kaum ein anderes deutsches Sprichwort wurde so radikal ausgemerzt wie dieses. Wer jede Woche im Fernsehen lügt, wird reicher paranormaler Superstar. Wer täglich auf der Bühne lügt, wird superreicher Prediger. Wer in sozialen Medien viele Male täglich lügt, wird Präsident.

James Randi machte erst mit 83 Jahren öffentlich, dass er schwul war. Geschädigt hat er damit niemanden. Aber er hat gezeigt, wie schwer es auch für kluge, aufgeklärte Menschen sein kann, ihre eigene Sexualität öffentlich zu diskutieren. Gelogen hat er darüber nie. Sein Kampf gegen die Lügen falscher Kollegen hat er in vielen Fällen verloren. Sie wurden trotz eindeutiger Entzauberung noch reicher und noch berühmter. Das gibt zu denken. Wollen wir wirklich Lügenbaronen folgen, nur weil ihre Lügen angenehmer zu ertragen sind als die nackte Wahrheit?

Lieber nackt als belogen
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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