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Angst vor dem Regenbogen
homo.net Info vom 24. Juni 2021
von Webmaster Jan
Die Angst vor dem Regenbogen ist bei Victor Orbán (58) größer als seine Liebe zum Fußball. Er hat seinen Besuch in München kurzerhand abgesagt und darauf verzichtet, die ungarische Nationalmanschaft bei ihrem letzten Spiel in der Fußball-Europameisterschaft 2021 anzufeuern.
Dabei ist es vor Ort viel farbloser zugegangen, als die Medien uns glauben machen wollen. Nachrichten, Sportschau und live Übertragung badeten in einem Meer von Regenbogenfahnen. Vor dem EM-Stadion in München, das nicht in Regenbogenfarben leuchten durfte, wurden 10.000 Regenbogenfähnchen verteilt. Die Fans hat das wenig interessiert. Während des Spiels wurde nur vereinzelt mit Regenbogenfähnchen gejubelt.
Für die UEFA-Entscheidung, das Münchner Stadion nicht in Regenbogenfarben zu erleuchten, gab es scharfe Kritik. Ist Orbán diesmal zu weit gegangen? Unter dem Vorwand, Kinder vor Schändern zu schützen, haben er und seine Regierung ein weiteres Gesetz gegen Homo- und Transsexuelle erlassen. Es stellt jede positive Darstellung von LGBT in Medien und Unterricht unter Strafe, wenn diese sich auch an Minderjährige richten. Ein wahrer Gummiparagraf, mit dem Verfolgungsbehörden völlig willkürlich gegen jede Form der LGBT Minderheiten vorgehen können.
Nicht einmal die Hälfte der Ungarn will Homosexuelle akzeptieren. Staatlich geförderte Homophobie und Verbot jeglicher Aufklärung wird diese Zahl weiter sinken lassen. Die Europäische Union hat Maßnahmen angekündigt gegen diesen erneuten Angriff auf fundamentale europäische Werte. In Deutschland werden Schwule von 86 % der Bevölkerung akzeptiert. Noch immer sind 11 % unserer Mitbürger gegen unsere Gleichberechtigung.
Die letzten Tage stimmen hoffnungsvoll. Gigantisch war und ist der Medienrummel. Die öffentliche Debatte der vergangenen Tage über den Umgang der UEFA mit der Regenbogen bunten Kapitänsbinde von Manuel Neuer (35) und die Beleuchtung des Stadions in München wurde von vielen Menschen verfolgt.
Die Regenbogenfahne wehte an vielen öffentlichen Gebäuden und auf vielen Titelseiten, brachte es selbst in der Tagesschau auf Platz 1 der Nachrichten. Möglicherweise war diese Debatte hilfreicher als eine ungeprüft akzeptierte Kapitänsbinde und eine wie selbstverständlich genehmigte Beleuchtung.
Thomas Hitzlsperger (39) war im Januar 2014 der erste prominente deutsche Profifußballspieler, der öffentlich erklärte, homosexuell zu sein. Hitzlspergers Coming-out wurde von Sportlern, Sportfunktionären und Politikern gelobt, fand in der nationalen und internationalen Presse große Beachtung. Nachahmer fand er nicht. Auch sieben Jahre später ist er noch immer der einzige offen schwule Profifußballer und Funktionär.
Im Interview vor dem EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn forderte er die Fußballwelt auf, den Schritt von Toleranz (Duldung) zu Akzeptanz (Wohlwollen) endlich zu wagen. Duldung hat immer auch was mit Gleichgültigkeit zu tun. Akzeptanz dagegen ist ein Akt der Wertschätzung und der Integration.
Wenn Stadien bei allen Spielen in den Nationalflaggen der Spieler illuminiert würden, ginge es viel bunter zu. Schon die „deutschen“ Nationalspieler kommen aus mindestens einem halben Dutzend Ländern. Wenn sich dann endlich auch ein paar Spieler outen, könnte niemand mehr was dagegen haben, wenn unter diesen vielen Farben auch ein Regenbogen leuchtet.
Regenbogen für ganz Europa
Jan
Webmaster
vom homo.net Team