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Lieben in Frieden

homo.net Info vom 26. Dezember 2019
von Webmaster Jan

 

Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen.

Nein, so einfach ist das leider nicht. Jedenfalls nicht für Schwule. Noch immer dienen wir als Blitzableiter, Prügelknabe oder Witzfigur. Brasiliens Präsident, Jair Bolsonaro, ist bekanntlich besonders homophob. Während seines Wahlkampfs verkündete er, dass er lieber einen toten Sohn hätte als einen schwulen. Glück für den Präsidenten, so schlimm kam es bisher nicht. Keiner hat es bisher gewagt, seinen Sohn, Senator Flávio Bolsonaro (38) schwul zu nennen. Aber jetzt wird er der Korruption verdächtigt.

Ist das möglicherweise fast wo schlimmer wie schwul zu sein? Immerhin wurde sein Vater besonders auch deshalb gewählt, weil er versprach, den korrupten Sumpf der brasilianischen Oberschicht auszutrocknen. Ein Reporter will es etwas genauer wissen. Da poltert der Präsident los: „Ihr Gesicht sieht fürchterlich aus wie das von einem Homosexuellen. Aber das ist natürlich kein Grund, Sie der Homosexualität zu beschuldigen.“

Sein Ausbruch folgte, nachdem er sich bei den Journalisten lautstark darüber beschwerte, die Medien würden ihn als Rassist und Umweltzerstörer darstellen und hätten es neben ihm selbst auch auf seinen Sohn Flávio und seine Frau abgesehen.

Lügenpresse oder Aufklärungsjournalismus? Tatsache ist, derzeit wird von Staatsanwälten ermittelt, ob der 38-jährige Senator als Abgeordneter des Staates Rio de Janeiro Mitarbeiter beschäftigt hat, die gar keine Aufgaben zu erfüllen hatten. Zudem geht eine weitere Untersuchung der Frage nach, ob diese Phantom-Angestellten einen Teil ihres Lohns abgaben, der dann über ein Süßwarengeschäft in seinem Besitz gewaschen worden sei.

Unschuldig ist der Präsident sicher nicht mehr. Denn sein Angriff ist Grund genug, ihn rechtlich zu belangen. Zur Erinnerung: In Brasilien ist Homophobie seit Mai dieses Jahres eine Straftat! Bis zu fünf Jahre Haft erwarten ihn für seine homophobe Pöbelei. Für Bolsonaro scheint das irrelevant. Auch Korruption findet er nur bei anderen. Seine Familie mache lediglich sehr vorteilhafte Geschäfte. Das sei doch nicht strafbar. Jedenfalls nicht, wenn man direkt mit dem Präsidenten verwand ist.

Homosexuelle findet der Präsident generell fürchterlich. Im April erklärte er während eines Pressefrühstücks, er wolle nicht, dass sein Land „zu einem Paradies für schwule Touristen“ werde: „Wir können dieses Land nicht dafür berüchtigt sein lassen, dass es ein schwules Touristenparadies ist. Brasilien kann kein Land für Schwulentourismus sein.“ Immer wieder wettert der Präsident gegen Homosexuelle im Land.

Der schwule brasilianische Ex-Abgeordnete Jean Wyllys (45) hat bereits Anfang des Jahres sein Amt niedergelegt, nach immer weiter zunehmenden Morddrohungen gegen ihn und seine Familie. Er reagierte via Twitter auf Bolsonaros Worte. Er postete unter dem Titel „‚Schrecklicher homosexueller Kerl‘. Mit Stolz!“ Fotos von sich und anderen bekannten Schwulen wie Oscar Wilde, Harvey Milk und James Baldwin.

Alleine steht der Präsident mit seiner Homophobie leider nicht. Eine Satire Gruppe hat in Brasilien eine Jesus-Satire veröffentlicht. Die zeigt Jesus als schwulen Mann. Rund zwei Millionen Christen fordern derzeit in einer Petition, dass der Film aus dem Programm genommen wird. Keiner von denen fordert, dass der Präsident aus dem Amt genommen wird.

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Schlappe 350 Mal kommt der Satz in verschiedenen Abwandlungen in Luthers Bibelübersetzung vor. Es wird wohl eine wichtige Botschaft sein. Mein allernächster Nächster ist ein Mann. Und den liebe ich wie mich selbst.

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Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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