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Der Mann bewegt sich noch

homo.net Info vom 27. Juni 2024
von Webmaster Jan

 

Als „Der bewegte Mann“ vor 30 Jahren in die Kinos kam, war er mit 6,5 Millionen Zuschauern in Deutschland einer der erfolgreichsten deutschen Filme. Im Kinojahr 1994 wurde er nur vom „König der Löwen“ und „Forrest Gump“ übertroffen. Wer sich noch erinnert: Als Vorlage dienten zwei Bücher vom schwulen Comiczeichner Ralf König (63). Er brachte uns nicht nur Til Schweiger nackt auf die Leinwand, sondern auch diverse Transen und Tunten, die alle ganz viel Sex hatten.

Autsch …

Das darf ich heute alles gar nicht mehr schreiben. Divers ist jetzt Amtssprache für intersexuell. Transen sind nicht mehr Typen in Weiberklamotten, sondern nur noch Transsexuelle dürfen sich selbst so bezeichnen. Tunten beschädigen mit ihrer überzeichneten Subkultur unseren mehr oder weniger guten Ruf. Und wer auf den unsozialen Medien offen über Sex schreibt, wird sowieso gebannt.

Auch damals wurde diskutiert, wie weiblich mann sein darf. Darf mann sich die Nägel lackieren, in Stöckelschuhen herumstolzieren und wilde Perücken tragen? Typisch Tunte. Heute heißt das divers, non-binär oder queer. Damals stand queer noch für seltsam, eigenartig, merkwürdig, sonderbar oder verrückt, also für das Ungewöhnliche, das von der Norm abweicht.

Demiromantisch, cissexuell, genderfluid, genderqueer, bi-curious - es gibt nicht nur für jede Schublade einen Aufkleber, es gibt auch für jede Identität eine Farbkombi. Die Zeiten, als wir uns alle unter den gleichen sechs Regenbogenfarben vereinten, sind lange vorbei. Schon ist alles queer, auch der Asexuelle und - mann höre und staune - der Heterosexuelle!

Wir waren schon mal weiter. Als die Josephine Mutzenbacher den Index verließ und Bullenklöten von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zur Kunst für Erwachsene befördert wurde, waren schwule Comics einfach geiler Schweinkram. Was die Spießergesellschaft verbot, veredelte Protest zur Kunst.

Wenn Ralf König seine neuen Comics in den unsozialen Medien veröffentlichen will, muss er im Nachwort schreiben, dass er aus Rücksicht auf die Regeln der Plattform keine Erektionen mehr zeichnen könne. Wie soll ein Comiczeichner, ein schwuler Autor damit umgehen, wenn Satire und Ironie nicht mehr verstanden werden? Als Ralf König das homo.net Kontaktforum gestaltete, als homo.net das HomoLex entwickelte, war sich die Redaktion immer einig: Gezeichnet ist alles erlaubt. So geschah es und so wird es bleiben.

Heute wird viel über Worte und Begriffe gestritten. Ständig ist jemand beleidigt. Wir werden in zig Schubladen gestopft, mit eigenen Pronomen, Sexualitäten, Flaggen und Symbolen. Gleichzeitig setzt sich weltweit die amerikanische Prüderie durch, wo Eltern schon rot werden und durchdrehen, wenn ihren Kindern im Kunstunterricht Michelangelos David nackt gezeigt wird, so wie ihn der Herr erschaffen hat.

Die gute alte Suchmaschine hat alles gesucht und ohne Wertung ausgespuckt. Das einzige Kriterium war: Was wird am meisten gesucht. Das stand dann ganz oben. Wer heute im 10 Milliarden teuren Copiloten von Microsoft nach Josephine Mutzenbacher oder Bullenklöten fragt, wird enttäuscht. Mitten in der Antwort wird die künstliche Intelligenz plötzlich peinlich berührt von der eigenen Antwort, löscht verschämt die bereits ausgeplauderten Schweinereien und wechselt das Thema. Kunst für Erwachsene war einmal.

ChatGPT gar hält Bullenklöten für ein Synonym für Adamsapfel und Brillenfetischismus für Neopronomosexualität - was auch immer das sein soll. Außer ChatGPT kennt das niemand. Klarer Fall von gar keine Ahnung.

Wenn ChatGPT das Papstzitat mit den „frociaggine“ erklären soll, streikt die KI. Wie der alte Mann uns in den letzten Wochen wiederholt beleidigt hat, gilt der amerikanischen KI als unaussprechlich - so beleidigend ist das Wort „frociaggine“ für uns Schwule im Italienischen.

Früher mussten wir noch etwas wissen, dann nur noch wissen, wo es steht. Heute wird uns eingeredet, dass wir nicht einmal mehr das wissen müssen. Dabei müssen wir gerade jetzt alle ganz schnell lernen, wie wir feststellen können, ob die KI wieder einmal frei erfindet und nur Unwissen verbreitet. Das geht immer noch am besten durch Bildung.

Was hätte Aldous Huxley (1894 - 1963) geschrieben, wenn die KI schon in seiner „Schönen Neuen Welt“ allgegenwärtig gewesen wäre? Nicht einmal Franz Kafka (1883-1924) hätte sich so etwas ausdenken mögen. Kommen bald die Bücher „Schöne Alte Welt“ oder „Der letzte Prozess“ auf den Markt? Goethe würde heute in seinem Urfaust nicht mehr den Heinrich verdammen, sondern mit den Worten enden: „KI mir graut vor dir“.

Übrigens, wer sich am mann stört - in den 1980-er Jahren schrieb mann so. Es war eine spießige, aber bewegte Zeit.

https://my-homo.net/news/Der_bewegte_Mann.html

Aber mann erinnert sich gerne
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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